Krebshilfe-Chef im Interview
Jedes Jahr sterben 20.000 an Krebs
24.02.2017
Sabine Oberhauser hatte Unterleibskrebs. 2.000 Frauen erkranken jährlich daran.
Es sind schockierende Zahlen: Jährlich sterben knapp 20.000 Menschen in Österreich an Krebs, bei 37.000 wird eine Krebserkrankung festgestellt.
Im Jahr 2010 (neue Zahlen liegen nicht vor) starben 3.652 Menschen an Lungenkrebs, 1.514 an Brustkrebs. Eine EU-weite Studie zeigt: Krebs ist verantwortlich für etwa ein Viertel (26,3 %) aller Todesfälle – Österreich liegt hier genau im Durchschnitt. Insgesamt gesehen sank die Zahl der Todesfälle im vergangenen Jahrzehnt um 0,5 Prozent, jene, die auf Krebs zurückzuführen waren, stiegen aber um 6,3 Prozent.
An Unterleibskrebs – wie Sabine Oberhauser – erkranken jedes Jahr mehr als 2.000 Frauen. Damit sind Krebsarten der weiblichen Geschlechtsorgane gemeint (Eierstöcke, Gebärmutterhals, Gebärmutter). Bei einer Früherkennung liegen die Heilungschancen bei 90 Prozent, aber die meisten Betroffenen merken anfangs nichts von der Erkrankung.
6.000 neue Medikamente werden gerade entwickelt
Derzeit herrscht bei Forschern und Experten Optimismus. „Zielgerichtete Krebsmedikamente und neue Immuntherapien revolutionieren die Chancen der Patienten“, hieß es anlässlich des Weltkrebstags 2017 (4. Februar). Und in den Labors der Pharmafirmen werden gerade 6.000 neue Medikamente entwickelt.
Das Wichtigste: Regelmäßige Arztbesuche retten Leben, erklärt Paul Sevelda, Präsident der Österreichischen Krebshilfe. „Wir wissen, dass etwa nur die Hälfte der Frauen zur Brustkrebsfrüherkennung geht. Da haben wir schon noch einen Aufholbedarf.“
ÖSTERREICH-Interview mit Präsident der Österreichischen Krebshilfe
ÖSTERREICH: Es wird gerade an 6.000 neuen Krebsmedikamenten geforscht – besiegen wir bald die Krankheit?
Paul Sevelda: Von diesen 6.000 schaffen es nur die wenigsten bis zur Zulassung. Grundsätzlich ist das aber eine gute Nachricht.
ÖSTERREICH: Immer öfter ist von Impfungen gegen Krebs zu lesen. Kommt bald ein Wundermittel?
Sevelda: Das wird es nie geben. Die Impfung als Behandlung von bestehendem Krebs ist derzeit noch Ziel von experimentellen Forschungen. Das, was üblicherweise als Impfung gegen Krebs verstanden wird, ist die HPV-Impfung gegen die Papillomaviren beim Gebärmutterhalskrebs, wo man eine wirkliche Verhinderung der Erkrankung schafft.
ÖSTERREICH: Sind Männer und Frauen von Krebserkrankungen gleich gefährdet?
Sevelda: Grundsätzlich sind Männer häufiger betroffen. Die häufigste Erkrankung bei Frauen ist Brustkrebs – da gibt es eine sehr gute und wirksame Früherkennung. Aber grundsätzlich kann man nicht sagen, Frauen seien häufiger bedroht. Das ist auch individuell sehr unterschiedlich. Es hängt vor allem von der Krebserkrankung ab. Es gibt Erkrankungen, die auch heute noch eine sehr ungünstige Prognose haben, wie zum Beispiel Bauchspeicheldrüsenkrebs. Aber das hängt nicht vom Geschlecht ab, sondern vielmehr vom Zeitpunkt der Diagnose.