Frankreich durch Gelbwesten gespalten wie nie. Macron kämpft um sein Amt.
Tagelang verharrte Frankreichs Präsident Macron in Schockstarre, verschanzte sich im Élysée-Palast, obwohl die Proteste der „Gelbwesten“ und die Gewaltexzesse in Paris immer schlimmer wurden.
Am Montagabend hielt er schließlich eine Rede an die Nation. In dramatischen Worten kündigte der Ex-Investmentbanker, den die Gelbwesten zuletzt „Präsident der Reichen“ nannten, dramatische Reformen an:
„Mindestlohn anheben“
Zunächst erklärte er, dass er den Mindestlohn um 100 Euro monatlich anheben wolle. Das ist eine der Hauptforderung der Gelbwesten. Dazu kündigte Macron in seiner dramatischen Rede an, dass es keine Steuern und Sozialabgaben auf Überstunden mehr geben werde. Dazu werden geplante Steuererhöhungen für Rentner mit unter 2.000 Euro Einkommen zurückgenommen, und es wird eine steuerfreie Jahres-End-Prämie für alle Beschäftigten geben.
13 Minuten ums Überleben
13 Minuten dauerte die Rede, bei der es ums politische Überleben für Macron ging. Er sehe selbst, dass es „eine Wut, eine Entrüstung“ im Lande gebe. Er gebe zu, dass „ich viele verletzt habe“ und übernehme auch einen Teil der Verantwortung für „40 Jahre Unwohlsein“, die jetzt eine Eruption auslösten. Ob er durchkommt, werden die nächsten Tage zeigen – besonders der Demo-Samstag.
Jetzt-Chefin Maria Stern bei "Gelbwesten" in Paris dabei: "Tränengas hat mich erwischt"
Maria Stern, Chefin der Partei Jetzt (ehemals Liste Pilz), mischte sich unter die Demonstranten an den Champs-Élysées. Sie erzählt auf oe24.TV: „Schon bald sah ich die Rauchschwaden vom Tränengas. Ich rannte, aber es erwischte mich. Es stinkt entsetzlich, und es brennt.“ Die Politikerin erlebte eine große Spannung im Protestzug: „Die Menschen haben das Gefühl von Aufbruch. Sie wünschen sich, dass soziale Gerechtigkeit wieder ins Zentrum der Politik rückt. Ich denke mir, es ist eine Stimmung wie bei der ‚Revolution‘ 1968.“