Großparteien sind derzeit nur mehr halb so stark wie zu Blütezeiten.
SPÖ, ÖVP und FPÖ liegen in der Sonntagsfrage derzeit gleichauf, ergab eine am Freitag veröffentlichte Umfrage des Linzer Marktforschungsinstituts IMAS. Die SPÖ hat darin mit 26 Prozent einen leichten Vorsprung auf ÖVP und FPÖ, die jeweils bei 25 Prozent halten. Die Anhängerschaft der früheren "Großparteien" sei damit gegenüber ihren Blütezeiten auf die Hälfte geschrumpft. Die Roten erlebten ihr Hoch im Mai 1979 mit 51 Prozent, die Schwarzen im November 1945 mit 49,8 Prozent Wähleranteil.
FPÖ legt zu
Verglichen mit dem Ergebnis der letzten Nationalratswahl haben die beiden Regierungsparteien verloren, die SPÖ stärker - um 3,3 Prozentpunkte von 29,3 auf 26, die ÖVP lediglich um einen - von 25,98 auf 25 Prozent. Die Freiheitlichen haben von 17,5 auf 25 Prozent stark zugelegt, die Grünen von 10,4 auf 13 leicht. Das BZÖ ist von 10,7 auf acht Prozent gesunken.
1.009 Österreicher, repräsentativ für die Bevölkerung ab 16 Jahren, wurden in persönlichen Interviews zwischen 10. Dezember und 7. Jänner befragt. Dabei zeigte sich laut IMAS die Überalterung der Anhänger der aktuellen Regierungsparteien. Etwa je ein Drittel der Senioren wählen SPÖ oder ÖVP, bei den 30- bis 49-Jährigen sind es 22 bzw. 24 Prozent. Bei den jüngsten Wählern bis 30 Jahre kommen die Regierungsparteien auf 20 bzw. zwölf Prozent. In dieser Altersgruppe hat die FPÖ mit 42 Prozent eindeutig die meisten Fans.
Schwarze Landwirte
Die größte Anhängerschaft innerhalb der Berufskreise hat mit Abstand die ÖVP mit 69 Prozent bei den Landwirten. Die Facharbeiter sind am häufigsten - zu 35 Prozent - FPÖ-Sympathisanten, 29 Prozent halten der SPÖ die Stange. Diese hat ihre größte Wählerschaft unter den einfachen Arbeitern. 37 Prozent von ihnen sind "Sozis", 29 Prozent Strache-Fans.
Nach Schulbildung gewertet neigen die meisten Maturanten und Akademiker zur ÖVP (33 Prozent) beziehungsweise zu den Grünen (28 Prozent). Befragte mit Volks- oder Hauptschulabschluss finden sich zu 32 Prozent im roten Lager, zu 29 Prozent im schwarzen und zu 23 Prozent im blauen. Jene, die eine weiterführende Schule ohne Matura besucht haben, präferieren zu 31 Prozent die FPÖ, zu 29 Prozent die SPÖ. In dieser Bildungsschicht hat das BZÖ seine höchsten Anteile (neun Prozent).
Reflex entdeckt
Die Meinungsforscher sehen einen "Reflex" der Parteien auf die Schwierigkeit, Gegenwartsprobleme zu lösen, der darin bestehe, politische Entscheidungen in Form von Volksabstimmungen auf die Wähler abzuwälzen. Sie zweifeln aufgrund einschlägiger Umfragebefunde daran, dass die Bevölkerung dies wirklich will. Vielmehr würden sich die Menschen klare Orientierungen, politischen Vorausblick und die Erkennbarkeit von Konzepten wünschen, fand IMAS heraus.