Nach Spuck-Affäre
Jetzt kommen Auszeit-Klassen für Gewalt-Schüler
08.05.2019Gemobbter Lehrer spuckte Schüler an: Maßnahmen sollen solche Eskalation künftig verhindern.
Wien. Der Mobbing- und Gewaltskandal um einen Lehrer der HTL Ottakring in Wien sorgt für Politstreit quer durch alle Parteien. Die Regierungsparteien ÖVP und FPÖ wollen gewalttätige Schüler härter bestrafen. SPÖ-Vertreter und Neos fordern mehr Sozialarbeiter und Psychologen an den Schulen.
Erziehungslager. Die FPÖ erneuerte ihre Forderung nach „Erziehungscamps“ für „gewalttätige Problemschüler“. Klubobmann Johann Gudenus hatte diese schon im Jänner aufs Tapet gebracht. Gewalttätige Schüler sollen in den Camps „jene Hilfe erhalten, die zu ihrer Resozialisierung nötig ist“, sagt jetzt Wiens FPÖ-Vizebürgermeister Dominik Nepp. Zudem sollen Eltern als Strafmaßnahme Sozialleistungen gekürzt werden.
Beihilfe kürzen. Auch Familienministerin Juliane Bogner-Strauß will beim Geld ansetzen. Ihr Ministerium prüft, ob beispielsweise ein Schulverweis in Zukunft zu Kürzungen der Familienbeihilfe führen kann.
Problemschüler sollen in Time-out-Klassen
Auszeitklasse. Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) plant, gewalttätige Schüler aus dem Regelunterricht herauszunehmen und in „Time-out-Klassen“ zu stecken. Diese seien „ein Vorschlag, der geprüft wird“, sagte der Wiener ÖVP-Chef, Kulturminister Gernot Blümel.
Wiens Bildungsdirektor Heinrich Himmer (SPÖ) begrüßt diese Idee. In Wien liefen bereits Versuche mit „Time-out-Klassen“. Aber: „Wenn man das will, braucht man dazu Menschen“, so Himmer. Sozial- und Jugendarbeiter, die sich um die aggressiven und gewalttätigen Schüler kümmern, gebe es derzeit „zu wenig oder gar nicht“, so Himmer. Mehr Sozialarbeiter und Psychologen forderten am Mittwoch auch die Neos.
Hintergrund. Ein Lehrer der HTL hatte einen Schüler angespuckt, nachdem er zuvor monatelang offenbar systematisch von der Klasse gemobbt worden war.
"Die Gewalttäter sollen verurteilt werden"
Oe24.TV: Tun Ihnen nach dem Spuckvorfall die Schüler leid oder der Lehrer?
Heinrich Himmer: So etwas darf in keiner Schule passieren. Die Videos belasten die Schüler sehr stark. Wir müssen fragen, was man tun kann, damit sie einsehen, dass so ein Verhalten nirgends geht.
Oe24.TV: Was kann man tun?
Himmer: Ohne Unterstützung der Lehrer durch Sozialarbeiter und Schulpsychologen wird es nicht gehen. Mit dem derzeitigen Personalstand ist das nicht möglich. Ich glaube auch nicht, dass es die Lösung ist, Gewalttäter gemeinsam in ein Erziehungscamp zu stecken, wie das die FPÖ will.
Oe24.TV: Wird es Konsequenzen für Gewalttaten geben?
Himmer: Wo ein Gewaltfall auftritt, wird die Polizei eingeschaltet. Wir werden alles tun, damit die Täter verurteilt werden.