Salzburger ÖVP musste um Platz 1 zittern – sie bekam eine politische Watsche von Rechts und von Links.
Salzburg. Dass diese Wahl nach Corona- und Teuerungskrise kein Spaziergang wird, war dem Salzburger ÖVP-Landeshauptmann Wilfried Haslauer klar. Und dass die regierende Dirndlkoalition künftig keine Mehrheit mehr haben wird, wurde ebenfalls prognostiziert. Aber dass das Rennen um Platz 1 so knapp wird – das hatte kaum wer erwartet.
Wähler stärkten die politischen Ränder
Verluste der Mitte. Die rund 380.000 wahlberechtigten Salzburgerinnen und Salzburger stärkten an diesem Wahlsonntag jedenfalls die Ränder des Polit-Spektrums: Auf der rechten Seite konnte die FPÖ mit ihrer erst 30-jährigen Parteichefin Marlene Svazek laut ORF-Hochrechnungen rund 7 Prozentpunkte zulegen und über die 25-%-Marke springen. Svazek ist damit wohl erste Adresse für eine Koalition mit der ÖVP – dies ist auch die Zweiervariante, die eine klare Mehrheit hat (s. r.).
Kommunisten über 10-Prozent-Marke
KPÖ zieht ein. Und auf der linken Seite führte der wortgewandte kommunistische Salzburger Gemeinderat und Historiker Kay-Michael Dankl seine „KPÖplus“ mit knapp 12 % in den Landtag. Beide – FPÖ und KPÖplus – haben am Sonntag zusammen fast 20 Punkte zugelegt.
Zittern um ersten Platz. Diese Stimmen fehlen in der Mitte: Und so kam die ÖVP laut ORF-Hochrechnung nur knapp über 30 %, die Hochrechner waren sich sogar lange nicht sicher, ob nicht doch die FPÖ vorne ist. Erst gegen 18 Uhr fiel den Schwarzen ein Stein vom Herzen: Platz 1 ist geschafft. Er nehme, was er bekomme, hatte Haslauer noch bei der Stimmabgabe gemeint – allzu viel ist es am Ende nicht geworden.
SPÖ-Drama. Mit einer schweren Hypothek ist auch der Salzburger SPÖ-Chef David Egger gestartet – der erklärte Doskozil-Fan startete von nur 20 % – doch angesichts des SPÖ-Führungsstreits und des kommunistischen Aufschwungs ging es nochmals bergab auf ein historisches Tief. Für den Doskozil-Flügel ist diese Wahl deshalb auch keine Stärkung.
Die Grünen fielen auf 8 %, doch hätte es schlimmer kommen können, Spitzenkandidatin Martina Berthold hat mit Hilfe von Justizministerin Alma Zadic im Finale das Schlimmste verhindert.
Neos out. Das Ärgste ist den Neos passiert: Mit der blassen Landesrätin Andrea Klambauer flogen die Neos aus dem Landtag. Schlimmer geht es nimmer.
Eine Koalition aus ÖVP und FPÖ gilt als wahrscheinlichste Variante.
Koalitionen. Eines war an diesem Wahlabend schnell klar: Die bisher in Salzburg regierende „Dirndl-Koalition“ aus ÖVP, Grünen und den Neos wurde abgewählt. Sowohl ÖVP als auch Grüne und Neos verloren dramatisch Stimmen – die Pinken flogen gleich aus dem Salzburger Landtag.
Also muss was Neues her. 2018 hatte ÖVP-Chef Wilfried Haslauer noch die Koalition mit der jungen FPÖ-Chefin Marlene Svazek vermieden – nach dem gestrigen Wahlsonntag wird ihm das wohl nicht mehr so leicht fallen. Zu Redaktionsschluss war die ÖVP-FPÖ-Koalition die Zweier-Variante mit einer deutlichen Mehrheit im Landtag.
Oder doch Schwarz-Rot? Ebenfalls möglich wäre aber eine Koalition aus ÖVP und SPÖ. Allerdings: Ob sich das Haslauer in seiner letzten Amtszeit mit dem neuen SP-Chef David Egger antun will? Diese Variante hätte nur eine Mehrheit von einem Mandat ...