Kontroverse

Jetzt spricht schwuler Pfarr-Rat

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Die Worte von Kardinal Schönborn über den homosexuellen Florian Stangl überraschten alle.

Die Worte von Kardinal Schönborn klangen fast wie ein Osterwunder. Für den homosexuellen Florian Stangl, der in Stützenhofen (NÖ) zum Pfarrgemeinderat gewählt wurde, fand der oberste Kirchenmann nur positive Worte: „Erstens versteh ich, warum ihm die Gemeinde die meisten Stimmen gegeben hat, weil er wirklich beeindruckend ist. Zweitens hab ich gesagt, ich weiß, von der Regel her gesehen ist es problematisch, aber ich stell mich hinter ihn“, so der Kardinal.

Zur Erinnerung: Am 18. März wurde der homosexuelle Florian Stangl (26) zum Pfarrgemeinderat in Stützenhofen (NÖ) gewählt. Der Pfarrer der Gemeinde wollte das Ergebnis nicht anerkennen, weil Stangl in einer eingetragenen Partnerschaft lebt. Also musste die Erzdiözese Wien entscheiden.

Mittagessen.
Kardinal Schönborn lud den ungewollten „Revoluzzer“ zum Mittagessen. „Ich habe mich über die Einladung gefreut. Mir war wichtig, dass mein Lebensgefährte mitkommen darf“, erzählt Stangl.

Florian Stangl zieht sich aus Öffentlichkeit zurück
90 Minuten dauerte das Mittagessen mit dem Kardinal. Dabei wurde wenig über den aktuellen Fall gesprochen – dafür umso mehr über den Menschen Florian Stangl. Der Betreuer im Behindertenheim, der vom Ministranten bis zum Chor alle Stationen im Kirchenleben absolviert hat, muss den Kardinal ordentlich beeindruckt haben. Denn die Erzdiözese bestätigte Stangls Wahl zum Pfarrgemeinderat. „Ich glaube, dieser junge Mann ist da am richtigen Platz und darum hab ich das auf meine Kappe genommen“, so Schönborn in der Pressestunde.

Stangl, der gerade sein Haus in Stützenhofen umbaut, freut sich über Schönborns Entscheidung: „Er hat sich während des ganzen Gespräches sehr verständnisvoll gezeigt.“

 

ÖSTERREICH: Herr Stangl, Kardinal Schönborn hat am Sonntag überraschend positiv über Sie gesprochen. Wie haben Sie den Kardinal derart beeindruckt?
Florian Stangl: Unser Mittagessen dauerte 90 Minuten und es war ein offenes und sehr angenehmes Gespräch.

ÖSTERREICH: Worüber haben Sie mit ihm gesprochen? Wollte der Kardinal wissen, wie Sie Ihr Amt als Pfarrgemeinderat anlegen werden?
Stangl: Wir haben über nichts Zukünftiges gesprochen. Er war an mir und meinem Lebensgefährten interessiert. Er hat viele Fragen über mein Leben gestellt, wie ich in der Kirche sozialisiert bin. Ich habe ihm meinen Standpunkt erläutert. Vor allem, warum mir als Homosexueller die Eintragung meiner Partnerschaft wichtig ist. Ich habe mich für meinen Partner entschieden, wir leben wie in einer Ehe und da ist mir eine gewisse Absicherung wichtig.

ÖSTERREICH: Und wie hat Kardinal Schönborn reagiert?
Stangl: Er hat sich während des ganzen Gespräches sehr verständnisvoll gezeigt. Ich habe ihn als sehr toleranten Menschen empfunden. Aber als Kardinal muss er sich an gewisse Richtlinien halten und hat nur einen gewissen Spielraum, um diese zu umgehen.

ÖSTERREICH: Glauben Sie, dass Ihr Fall die Kirche offener machen wird?
Stangl: Es kann sein, dass ich ein Einzelfall bleiben werde. Aber ich hoffe es nicht. Ich werde mich aus der Öffentlichkeit wieder zurückziehen und mich voll auf mein neues Amt konzentrieren.

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