Porträt

Josef Pröll - neuer ÖVP-Hoffnungsträger

29.09.2008

Josef Pröll folgt Wilhelm Molterer als ÖVP-Parteichef nach. Sein Weg nach oben war steinig, vor allem Wolfgang Schüssel ist kein Freund von ihm.

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© Alschner
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Josef Pröll führt die ÖVP in die Zukunft. Die Nachwuchshoffnung der Schwarzen rang letztlich den parteiinternen Widerstand um Alt-Kanzler Wolfgang Schüssel nieder und kann die Volkspartei möglicherweise in eine ein wenig moderne Richtung führen. Ironie am Rande: Josef wird mit seiner Ernennung quasi zum Chef seines berühmten Onkels, Landeshauptmann Erwin Pröll.

Große Überraschung
Als Josef Pröll 2003 in das zweite Kabinett Schüssel einzog, war die Überraschung groß. Kabinettchef von seinem Vorgänger Wilhelm Molterer war er und dann noch der Neffe des niederösterreichischen Landeshauptmanns Erwin Pröll. Mehr wusste kaum jemand. Aus dem unbeschriebenen Blatt wurde jedoch vor allem dank einer cleveren Medienpolitik rasch eine Art schwarzer Publikumsliebling.

Steiniger Weg
Doch Prölls Weg nach oben war nach erstem Anfangsapplaus ein Steiniger. Vor allem Wolfgang Schüssel beobachtete den Empörkömmling mit ständig wachsender Skepsis. Als sich Pröll mit einem Perspektivenprogramm nach der Wahlschlappe 2006 positionieren sollte und wollte, war es der Altkanzler, der gemeinsam mit dem konservativsten Parteiflügel liberale Gehversuche wie die Homo-Partnerschaft zu Fall brachte. Immerhin gelang es Pröll, sich als konstruktiver Regierungskoordinator an der Seite Werner Faymanns weiter zu positionieren.

Mit dem Fall Wilhelm Molterers war nun Prölls Stunde der letzten Chance gekommen, der Widerstand gegen ihn aus ÖAAB und Schüssel-Umfeld konnte im letzten Moment niedergerungen werden. Pröll ist sowohl als Oppositionsführer als auch als Juniorpartner in einer rot-schwarzen Koalition denkbar. Schwerer vorstellbar ist mit ihm eine Zusammenarbeit in einer rechten Dreierkoalition, hat er sich doch wie kaum ein schwarzer Politiker gegen die FPÖ positioniert.

Gewiefter Gegner für Faymann
Jedenfalls erwächst SPÖ-Chef Werner Faymann durch Pröll ein gewiefter Gegner. Auch die Medienkontakte des neuen ÖVP-Chefs sind bestens, nicht umsonst weigerte sich der Landwirtschaftsminister, in der schwarzen Anti-"Krone"-Kampagne mitzusingen. Und Pröll scheut auch nicht den Tanz am Society-Parkett. Erst diesen Sommer ließ er seinen 40er groß mit Promi- und Medienaufmarsch in Niederösterreich feiern.

Die politische Karriere Prölls begann im Bauernbund, wo der gebürtige Stockerauer (14.9.1968) nach seinem Studium an der Universität für Bodenkultur als Wirtschaftsreferent anheuerte. Pröll arbeitete als Assistent der EU-Abgeordneten Agnes Schierhuber, war dann Kabinettschef von Molterer und Direktor des Wiener Bauernbunds, ehe man ihn für höhere Weihen auserkor. Neben der hohen Politik wäre ihm auch der Weg in den Raiffeisen-Konzern offen gestanden, Generalanwalt Christian Konrad sieht Pröll als potenziellen Nachfolger.

Souveräner Leiter des Landwirtschaftsressorts
Vorerst hat sich dieser aber der Familien-Tradition folgend lieber aufs Politisieren verlegt. Das Landwirtschaftsressort leitete er während der letzten fünf Jahre souverän, wie man es von Bauernbündlern in Österreich gewohnt ist. Im Umweltbereich "quälte" er sich deutlich mehr. Vor allem Österreichs schlechte Klimabilanz versorgte ihn mit einigen Negativ-Schlagzeilen.

Vieles kann der im persönlichen Umgang verbindliche 40er aber zwischenmenschlich ausgleichen. Pröll kommt im Kontakt mit den Menschen an. Viel hat er da von Onkel Erwin gelernt. Trennen tut die beiden, dass der eine in der Heimat Niederösterreich blieb, während der andere schon zu Studienzeiten in die Bundeshauptstadt übersiedelte und offenbar auch nicht gedenkt, sich in nächster Zeit wieder zu entfernen. Verheiratet ist Pröll seit vielen Jahren mit Ehefrau Gabi, das Paar hat drei Kinder.

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