Initiative warnt vor massivem Qualitätsverlust für Schüler.
Sollte das neue Lehrerdienstrecht so kommen, wie es der Gesetzesentwurf der Regierung vorsieht, drohe ein massiver Qualitätsverlust für die Schüler. Davor hat die "Initiative für ein faires LehrerInnendienstrecht" am Mittwoch bei einer Pressekonferenz anlässlich des Endes der Begutachtungsfrist gewarnt. Bei einer Demo Anfang Oktober wollen die Junglehrer an die künftige Regierung appellieren, den als "Sparpaket" kritisierten Gesetzesentwurf "fundamental zu überarbeiten".
Initiative von Lehramtsstudenten und Junglehrern
Es gehe nicht darum, dass Lehrer nicht zu zwei Stunden mehr Arbeit bereit wären, wird von der von der Gewerkschaft unabhängigen, aus Lehramtsstudenten und Junglehrern bestehenden Initiative betont. "Es geht um die Qualität der Bildung unserer Kinder." Und die sei durch die geplante Reform massiv bedroht - vor allem durch die höhere Unterrichtsverpflichtung, den Einsatz von Lehrern in Gegenständen, für die sie nicht ausgebildet wurden, und die neue Berufseinführung in der Induktionsphase, kritisierte Sprecherin Regina Bösch.
Künftig sollen alle Lehrer 24 Stunden in der Klasse stehen. Derzeit sind es an AHS und berufsbildenden mittleren Schulen (BMHS) 20 bis 22, wobei Stunden in betreuungsintensiven Fächern höher bewertet sind, was die Unterrichtsverpflichtung auf bis zu 17 Wochenstunden verringert. Die Anhebung auf 24 Stunden würde bedeuten, dass Lehrer zusätzliche Klassen und damit deutlich mehr Schüler betreuen müssen - ein Widerspruch zur von der Politik eingeforderten Individualisierung, so Bösch. "Die Qualität der Betreuung wird auf jeden Fall sinken." Verschärft werde das durch den Plan, dass künftig auch an den AHS und BMHS - wie schon jetzt an den Hauptschulen/Neuen Mittelschulen (NMS) - Lehrer auch zum Unterrichten in Fächern verpflichtet werden könnten, die sie nicht studiert haben.
Kritik: Geplante Induktionsphase überfordert Junglehrer
Der Ersatz des derzeitigen Unterrichtspraktikums durch die Induktionsphase werde zur massiven Überforderung junger Lehrer führen, warnte Bösch außerdem. Derzeit müssen Junglehrer maximal sieben Wochenstunden Unterricht in den Klassen ihrer Betreuungslehrer halten, zusätzlich den Unterricht anderer Lehrer beobachten und ein Begleitstudium an den Pädagogischen Hochschulen (PH) absolvieren. Künftig sollen Junglehrer 24 Stunden in eigenen Klassen unterrichten, den Unterricht vorbereiten sowie Konzepte und Beurteilungsschemata entwickeln, das Begleitstudium an der PH in der unterrichtsfreien Zeit kommt noch dazu. "Wer dieses Jahr übersteht und dann noch aufrecht steht, dem kann man nur gratulieren", so Bösch.
Verärgert sind die Junglehrer auch über die Darstellung der Regierung, wonach Junglehrer bis 2019/20 zwischen altem und neuem Dienstrecht wählen können. De facto würden nämlich alle, die bis dahin keinen unbefristeten Vertrag haben, zur Umstellung gezwungen - also auch Lehrer, die dann schon fünf Jahre lang mit den üblichen befristeten Ein-Jahres-Verträgen arbeiten oder einen Sondervertrag haben. "Ich kann mich für das neue System entscheiden, dagegen aber nicht", so Bösch verärgert.