Die ORF-Nazi-Affäre eskaliert: Die Justiz will das gesamte Drehmaterial sehen – die zuständigen ORF-Chefs gingen eher in Beugehaft.
Hunderttausende fieberten mit, als der ORF am Donnerstag die brisante Am Schauplatz-Doku „Am rechten Rand“ über die beiden Skinheads Philipp und Kevin und die darauffolgende hitzige Club 2-Diskussion mit FPÖ-Chef heinz-Christian Strache zeigte. Beide Sendungen erreichten Rekordquoten.
Strache ruft jetzt Bundes-Kommunikations-Senat an
Am Tag danach
hat sich der Streit ORF gegen Strache weiter zugespitzt: HC Strache wirft
dem ORF weiter vor, ihm die zwei Skinheads bei der FP-Kundgebung
„untergejubelt“ zu haben und sie mit Geld zu „Sieg Heil“-Rufen motiviert zu
haben. Er kündigt im ÖSTERREICH-Interview an: „Ich werde den
Bundeskommunikations-Senat einschalten“.
Der ORF bestreitet alle Vorwürfe. Das 16 Stunden umfassende Rohmaterial der Doku lagert weiter beim ORF am Küniglberg. Der Grund: Der öffentlich-rechtliche Sender beruft sich auf das Redaktionsgeheimnis. Jede andere Entscheidung hätte weitreichende Folgen für die Pressefreiheit in Österreich.
Staatsanwaltschaft droht dem ORF mit Beugehaft
Indes droht die
Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt, die am Donnerstag ohne Erfolg das
Filmmaterial am Küniglberg als Beweismaterial sicherstellen wollte, dem ORF
mit der Beugestrafe. Ein Sprecher sagt zu ÖSTERREICH: „Beugestrafe ist ein
Option. Wir prüfen gerade, wie die weitere Vorgangsweise ist.“ Der für
ORF-Magazine zuständige Chefredakteur Johannes Fischer kontert: „Dann gehe
ich halt in Beugehaft – das Redaktionsgeheimnis ist ein hohes Gut.“
ORF-Chef Alexander Wrabetz stellt sich jetzt hinter seine Mitarbeiter: „Hier geht es um die Grundfesten der Demokratie und des unabhängigen Journalismus.“ Der ORF wolle keine in strafbare Handlungen decken. Die Ermittlungen könnten aber nicht durch Herausgabe des Drehmaterials erfolgen.
Am Schauplatz-Chef Schüller klagt Strache
Und auch die
ORF-Mitarbeiter wollen sich die ständigen Angriffe des FPÖ-Chefs nicht
länger gefallen lassen. Am Schauplatz-Chef Christian Schüller kündigte
gegenüber ÖSTERREICH mehrere Klagen gegen Strache an – konkret geht es um
üble Nachrede, Verleumdung und „Anstiftung zum Amtsmissbrauch.“ Schüller ist
sicher, dass Straches Vorwürfe in sich zusammenbrechen: „Ich glaube das
Ausstrahlen der Dokumention hat gezeigt, dass es um zwei Skinheads gegangen
ist und nicht um Strache.“
Skinhead war schon 2009 bei Strache-Kundgebung
Indes taucht auf
Youtube ein Video auf, das die Affäre in ein neues Lcht taucht. Skinhead
Philipp ist 2009 bei einer Strache-Veranstaltung am Viktor-Adlermarkt zu
sehen. Man sieht ihn vor Wahlkampfplakaten der FPÖ stehen und applaudieren.
Strache hat behauptet, der Skin wäre ohne ORF nie zu ihm gekommen.
Strache bleibt dabei: "Ich hörte Sieg Heil"
ÖSTERREICH: Sie sagten im Club 2, Sie hätten entweder
,Sieg Heil‘ gehört oder ,Heil Hitler‘. Was haben Sie gehört? |
ORF-Fischer: ,Dann geh‘ ich eher in Beugehaft‘
ÖSTERREICH: Der Oberstaatsanwalt sagt, er holt sich die
fraglichen Bänder notfalls per Gerichtsbeschluss. |