Laut Verfassungsschutz hat der tschetschenische Präsident die Entführung des Regimekritikers angeordnet, nicht aber seine Ermordung.
Das Wiener Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung sieht in Tschetscheniens Präsidenten Ramsan Kadyrow den Drahtzieher hinter dem Mord an Umar Israilov in Wien.
Nur Indizien
Der 27-jährige tschetschenische Flüchtling Israilov
war am 13. Jänner 2009 nach einer Verfolgungsjagd von zwei Männern in
Wien-Floridsdorf auf offener Straße erschossen worden. Die Anschuldigungen
gegen den tschetschenischen Präsidenten haben sich aufgrund von Indizien
ergeben. Der LVT-Abschlussbericht geht davon aus, dass Kadyrow den
27-Jährigen kidnappen und nicht töten lassen wollte.
Auftrag zu Entführung - nicht Mord
Das LVT zieht den
Schluss, dass er den Auftrag erteilt hat - zur Entführung. Es scheint so zu
sein, dass eine Entführung geplant war und kein Mord. Der hat sich ja erst
entwickelt, weil das Kidnapping schiefging. Kadyrow soll dem
tschetschenischen Geheimagenten im Juni 2008 also keinen definitiven
Tötungsauftrag erteilt haben.
Geheimdienstzelle installiert
Laut dem LVT-Bericht gibt es
außerdem den Verdacht, dass es einen geheimdienstlichen tschetschenischen
Nachrichtendienst in Österreich gab. Laut der Wochenzeitung "Falter" war das
Ziel der "Kommandotruppe Österreich", Informationen über Asylwerber zu
sammeln, um diese entführen bzw. töten zu können.
Thema war in dem Bericht auch der abgelehnte Personenschutz für Israilov, der sich bedroht gefühlt hatte. Nun steht fest, dass der 27-Jährige tatsächlich wochenlang ausspioniert worden war.
3 Tschetschenen angeklagt
Die Staatsanwaltschaft Wien bereitet
derzeit die Anklage gegen drei in U-Haft sitzende Tschetschenen vor. Turpal
Ali J. wird beschuldigt, bei der Tat dabei gewesen zu sein und Israilov
gemeinsam mit dem mutmaßlichen Todesschützen verfolgt zu haben. Geschossen
haben soll ausschließlich der noch flüchtige Komplize, der den Behörden
namentlich bekannt ist. Verdächtig sind weiters der mutmaßliche
Fluchtwagenfahrer Otto K., der als Kadyrows direkter Kontaktmann gilt, sowie
ein weiterer Landsmann Israilovs als Beitragstäter. Auch weitere
Tschetschenen werden von der Polizei belastet.
U-Häftling rief rechte Hand Kadyrows an
Unmittelbar nach dem
Mord gab es ein Telefonat zwischen einem der U-Häftlinge und einem Mann in
Tschetschenien, der einen Ruf als rechte Hand Kadyrows genießt. Der
Präsident wurde von Beginn an mit dem Mord in Verbindung gebracht, da er
Israilov auf eine kolportierte Todesliste gesetzt haben soll. Das Mordopfer
hatte laut seiner Familie eine Anzeige bei der russischen Staatsanwaltschaft
sowie eine Beschwerde beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte gegen
Russland wegen Folterungen und Verbrechen unter dem Kommando Kadyrows
eingereicht. Israilov soll früher zur Arbeit für Kadyrow gezwungen worden
sein.