ÖSTERREICH-Interview
Kaiserspross Habsburg: "Kärnten ausschließen"
13.02.2010
Ulrich Habsburg hat ein Ziel: In der Hofburg soll wieder ein Habsburger residieren dürfen. Was er über seine Familie, Fischer und Kärnten denkt.
Die Bundespräsidentenwahl verkommt im Vorfeld zur Posse. Da suchen ÖVP, die FPÖ, sogar die Ö 3-Comedy intensiv nach einem Kandidaten. Bloß: Es findet sich keiner. Dann gäbe es einen, der will - der aber darf nicht: Ulrich Habsburg-Lothringen (69), der mit dem falschen Stammbaum.
Diese - seiner Meinung nach - schreiende Ungerechtigkeit will Habsburg-Lothringen nun beenden. "Wenn die Verfassungsänderung im Nationalrat keine Zweidrittelmehrheit bekommt, dann gehe ich bis zum Internationalen Gerichtshof in Den Haag.“
Neues Habsburg-Image
Damit hat der rebellische Habsburger, der
für die Grünen im Gemeinderat von Wolfsberg (Kärnten) sitzt, eine Debatte
ausgelöst, die offensichtlich ein Umdenken bewirkt hat. Denn siehe da: Die
Chancen für die Verfassungsänderung stehen gut.
Ein Habsburger als Präsident? Warum nicht, heißt es plötzlich aus der Politik. Die Grünen haben sich hinter ihren adeligen Parteifreund gestellt. Die ÖVP signalisiert ebenfalls grünes Licht. Sogar Bundespräsident Heinz Fischer hat angedeutet, dass er das Habsburger-Gesetz für überholt erachtet. Auch die SPÖ, wo bisher die "Habsburger-Fresser“ daheim waren, deuten ein Einlenken an.
Schwarzes Schaf. Wer ist der Mann, der dem Hause Habsburg überraschend ein Comeback verschafft? Ausgerechnet das „Schwarze Schaf“ der Familie bewirkt einen Imagewandel, den das weltweit geachtete Familienoberhaupt Otto jahrzehntelang nicht geschafft hat. Die Überzeugung des dreifachen Vaters ist grün-alternativ.
Linker Habsburger
Auf keinen Fall konservativ, wie man es von
einem waschechten Habsburger erwarten würde. "Ich stehe
wahrscheinlich in meiner Familie am weitesten links“, justiert er sich
selbst.
Trotzdem geht der Urenkel von Ferdinand IV., des letzten Großherzogs der Toskana, in die Kirche, aber auch in die Synagoge. "Weil meine Frau Jüdin ist“, erzählt Habsburg.
Sein Traum: 2016 soll es den ersten Bundespräsidenten aus dem Hause Habsburg geben. "Damit könnte Österreich zeigen, dass es seine Geschichte im positiven Sinne bewältigt hat."
ÖSTERREICH: Herr Habsburg, Sie sind 69 Jahre alt. Warum haben Sie
sich nicht schon früher entschlossen, sich gegen das Habsburger-Gesetz
zu wehren?
Ist das Recht, als Bundespräsident zu kandidieren, so essenziell?
Ihre Chancen stehen gut, die Verfassungsänderung durchzusetzen.
Sogar Heinz Fischer hat sich dafür ausgesprochen...
Verschaffen Sie dem Haus Habsburg durch Ihre Aktion ein Comeback?
Sie glauben, die Österreicher mögen die Monarchie weniger als die
Nazis?
Apropos: Ortstafelstreit. Sie sind Kärntner. Was sagen Sie zur
Situation in Ihrer Heimat?
Wie stellen Sie sich das vor?
Das sind sehr radikale Worte über Iihre Heimat?
Zurück zur Bundespräsidenten-Wahl. Wie würde Ihr Wahlprogramm
ausschauen?
Wollen Sie damit sagen, dass Heinz
Fischer zu diplomatisch ist?
Falls das Habsburger-Gesetz im Nationalrat fällt, rechnen Sie sich
dann realistische Chancen für die Wahl aus?
Wie viel kostet Sie Ihnen die Aktion?
|