Kampfansage von Berlakovich
Minister will strengere AKW-Tests
03.05.2011Österreichs Umweltminister will die völlige Energie-Unabhängigkeit bis 2050.
Beim Treffen der EU-Energieminister im ungarischen Gödöllo kam es gestern
zum Showdown: Es ging um die Stresstests für die 146 EU-Atommeiler. Eine
Gruppe von Ländern – allen voran Österreich – fordert Nachbesserungen bei
den Stresstests.
Umweltminister Berlakovich will, dass neben
Naturkatastrophen wie Erdbeben auch menschliche Einflüsse (vom
Terroranschlag bis zum Flugzeugabsturz) in die Tests einfließen. Derzeit ist
das nicht der Fall. Die Atom-Länder wie Frankreich und Großbritannien
steigen voll auf die Bremse – sie wollen die Tests so unkonkret wie möglich
halten. Bis 5. Mai soll sich nun entscheiden, ob – im Sinne von Berlakovich
– nachgebessert wird oder ob es sich um reine Alibi-Tests
handelt.
Berlakovich selbst lud gestern zum Energie-Gipfel in die
Hofburg, bei dem er mit 66 energieautarken Regionen Österreichs seine
Alternative zum Atomstrom präsentierte.
Interview mit
Minister Berlakovich auf Seite 2 >>>
ÖSTERREICH: Wie hart werden die Stresstests für AKWs in der EU?
BERLAKOVICH: EU-Kommissar Öttinger arbeitet mit Hochdruck
daran. Heute kann noch jeder Bürger der EU per Internet seine Vorschläge
einbringen. Ich fordere, dass neben Naturkatastrophen auch Einflüsse wie
Terror oder Unfälle aufgenommen werden. Die Stresstests müssen schonungslos
sein und dazu führen, dass alle schrottreifen AKWs in der EU geschlossen
werden.
ÖSTERREICH :
Bundeskanzler Faymann will eine EU-weite Volksbefragung zu
AKWs.
BERLAKOVICH: Das dauert
viel zu lange, weil es dafür die rechtlichen Voraussetzungen noch gar nicht
gibt. Wir müssen als Regierungen früher aktiv
werden.
ÖSTERREICH: Sie haben Ihren Plan
für ein energieautarkes Österreich
präsentiert.
BERLAKOVICH: Mein
Ziel ist, dass Österreich 2050 völlig energieautark ist, kein Erdöl, kein
Gas aus dem Ausland mehr benötigt. Dafür müssen wir 50 Prozent der Energie
bei allen Gebäuden, 35 Prozent der Energie in der Industrie und 70 Prozent
der Energie im Verkehr einsparen – und den Rest aus Wind- und Wasserkraft,
Solarenergie und Öko-Energie gewinnen. Wir wollen auch erreichen, dass es
2050 keine privaten Autos mehr gibt, die noch Benzin verbrauchen – sondern
nur mehr Elektro-Autos.
ÖSTERREICH: Wann wird es in der EU
keine AKWs mehr
geben?
BERLAKOVICH: Ich erwarte,
dass Deutschland bis 2017 den Total-Ausstieg aus den AKWs vollzieht – dann
bekommen die atomfreien Länder in der EU ein neues, viel stärkeres Gewicht.