Kanzler entmachtet Anschober

Kurz mit Corona-Ansage: ''250.000 Impfungen bis Ende Jänner''

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Nach Wirbel um Impf-Chaos: 21.045 Dosen werden jetzt noch diese Woche verimpft.

 

Am Mittwoch in der Früh platzte Kanzler Kurz endgültig der Kragen: Nachdem das Gesundheitsministerium tagelang nicht in der Lage war, mit den Impfungen zu beginnen und Rudi Anschobers neue „Chief ­Medical Officer“ Katharina Reich am Dienstag in der ZiB 2 noch an einem Impfstart erst kommende Woche festgehalten hatte, sprach der Kanzler ein Machtwort. „Wir ziehen die Impfungen vor und warten nicht auf den 12. Jänner. Beim Impfen geht es um Schnelligkeit und um Menschenleben. Daher gibt es keinen Grund, dass Impfdosen über Wochen zwischengelagert werden“, stellte Kurz am Mittwoch gegenüber ÖSTERREICH fest.

50.000 Impfdosen 
wurden nicht ausgeliefert

Dem Impf-Machtwort des Kanzlers war eine stundenlange Krisensitzung mit Gesundheitsminister, Verteidigungsministerin sowie Videokonferenzen mit den Bundesländern vorangegangen. Besonders empört zeigte sich der Kanzler bei dieser Sitzung über die ­ÖSTERREICH-Story, wonach das Gesundheitsministerium seit 30. Dezember bereits mehr als 50.000 Impfdosen in Österreich zwischengelagert hat, ohne sie an Alten- und Pflegeheime ausgeliefert zu haben.

„Was wir tun können und tun müssen, ist, dass jeder gelieferte Impfstoff schnellstmöglich verteilt und verimpft wird“, so Kurz zu ÖSTERREICH.

Der Kanzler entmachtet nun jedenfalls Gesundheitsminister Anschober und macht das Impfen zur Chefsache. Sein Kabinettschef Bernhard Bonelli und dessen Vize Markus Gstöttner riefen Pflegeheime, Covid-Stationen und Länder durch, damit diese Impfstoff bestellen (siehe Insider rechts).

Impfzahlen

ÖSTERREICH liegt erstmals eine detaillierte Übersicht der Impfzahlen vor:

  • Bisher wurden nur 6.770 Personen geimpft.
  • Noch diese Woche sollen jetzt 21.045 zusätzliche Dosen verimpft werden. Die meisten davon in Niederösterreich (6.815), gefolgt von Vorarlberg (5.000).
  • Für kommende Woche sind 43.115 Impfungen geplant, die ab Dienstag, 12. Jänner, verimpft werden.

Noch 31.000 Dosen verfügbar. Aber: Bisher haben erst 41 % der 900 Pflegeeinrichtungen und Spitalsträger über den E-Shop der Bundesbeschaffungs-Gesellschaft eine Bestellung für die verfügbaren Pfizer/BioNTech-Impfdosen durchgeführt. Jedenfalls seien noch mehr als 31.000 zusätzliche Impfdosen verfügbar.

Kurz: "250.000 Impfungen im Jänner"

Seit gestern gibt es grünes Licht für den Moderna-Impfstoff. Im ersten Quartal werden 200.000 Dosen nach Österreich geliefert. Damit können mit den Impfstoffen von BioNTech/Pfizer und Moderna über 500.000 Menschen geimpft werden, heißt es aus dem Bundeskanzleramt. Noch im Jänner sollen jedenfalls 250.000 Österreicher ein Vakzin erhalten.

Kanzler Kurz  im großen Interview

ÖSTERREICH: Warum hat sich der Impfstart so verzögert?

Sebastian Kurz: Es war leider immer klar, dass der Impfstoff am Anfang sehr beschränkt sein wird. Wir können nicht beeinflussen, wie viel wir in Österreich an Impfstoff erhalten, weil das ein europäischer Beschaffungsprozess ist und jedes Land seinen gerechten Anteil von der EU erhält. Wichtig ist mir aber, dass die Impfdosen nicht in Lagern liegen bleiben und jetzt auch rasch verimpft werden.

ÖSTERREICH: Sind im Gesundheitsministerium Fehler beim Impfplan passiert?

Kurz: Es braucht keinen Blick zurück. Wichtig ist, dass jetzt rasch und breitflächig geimpft wird. In den Pflegeheimen, aber auch ältere Menschen, die nicht in Pflegeheimen sind, sollen so rasch es geht die Möglichkeit für eine Impfung bekommen. Die ältere Generation hat jetzt absolute Priorität.

ÖSTERREICH: Sie machen das Impfen jetzt zur Chefsache?

Kurz: Die Zuständigkeiten sind klar. Aber bei so einem großen Projekt ist es wichtig, dass es funktioniert. Natürlich bringe ich mich da ein. Es ist uns gelungen, in Gesprächen mit den Landeshauptleuten einige Prozesse zu beschleunigen und sicherzustellen, dass alle Pflegeheime Impfstoff bekommen.

ÖSTERREICH: Wie viele Österreicher wollen Sie bis Ende Jänner impfen?

Kurz: Wir werden bis Ende Jänner 250.000 Dosen von Pfizer

BioNTech bekommen. Die sollen alle verimpft werden. Ebenso erwarten wir von Moderna erste Lieferungen.

ÖSTERREICH: Werden Sie versuchen, abseits der EU bilateral Impfstoff nachzubestellen?

Kurz: Zunächst erfolgt die Beschaffung über die EU, die auch Gespräche über weitere Lieferungen führt. Wir befinden uns auch in Gesprächen über Lieferungen für die Zeit nach der EU-Beschaffung.

N. Fellner

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