Hartes Match bei Sommergespräch - Wolf twitterte gegen den Kanzler.
Wien. Eine malerische Kulisse bei Sonnenschein. Malerisch ist das Gartenhotel Altmannsdorf in Wien allemal, aber mit Sonnenschein konnte der ORF im Fall von Werner Faymann (SPÖ) heuer nicht dienen: Man übertrug das Kanzler-Interview als einziges ORF-Sommergespräch Montagabend diesmal live.
Sehr zum Ärger von ORF-Star Armin Wolf, der vor der Sendung Kritik am Terminplan des Kanzlers übte.
© APA
© APA
© APA
© APA
© APA
© APA
© APA
ORF-Star an Kanzler: „Von SPÖ am Schmäh gehalten“
„An live stört mich, dass es teuer ist. Und, dass uns SPÖ ganz offenbar mit der Termin-Vereinbarung am Schmäh gehalten hat“, twitterte Wolf in Richtung Kanzler. Doch: Die Misstöne gingen weiter.
Wolf hielt Faymann schwache Umfragewerte in Sachen Durchsetzungskraft vor – der Kanzler konterte: „Es ist eine Schwäche der Demokratie: Man muss Kompromisse suchen.“
Dann wurde es auch noch untergriffig: Warf doch der ORF-Star Faymann vor, bei seinem Lebenslauf geschwindelt zu haben: Faymann habe ein Jus-Studium angeführt – und das sei so, wie bei FPÖ-NR-Präsidenten Martin Graf, der als „Rechtsanwalt“ kandidiert habe. Faymann zeigt sich empört: „In meinem Lebenslauf steht: Jus-Studium nicht abgeschlossen. Vergleichen Sie mich nicht mit einem Herrn Graf!“
Faymann: "Anklage gegen mich ist doch ein Unsinn“
So richtig hart wurde es beim Thema Regierungswerbung: Wolf warf dem Kanzler vor, als Verkehrsminister Inserate für sich auf Kosten der ÖBB geschalten zu haben. Faymann konterte hart – mit einem ORF-Inserat, auf dem Wolf zu sehen ist. „Auch Sie werben in diesen Zeitungen, bitte sehr.“ Und weiter: „Mein Foto ist nicht so groß wie Ihres.“ Faymann wollte nicht sagen, ob er zurücktrete, wenn er angeklagt würde: „Es gibt keine Anklage – das wäre auch ein Unsinn. Irgendwann wird das eingestellt werden.“ Ob er in den U-Ausschuss komme? Faymann: „Das entscheiden allein die Abgeordneten.“
„Darabos muss Entscheid des Volkes umsetzen“
Faymann verteidigte den SPÖ-Schwenk hin zu einem Berufsheer. Ob Darabos bei einem Nein zum Berufsheer zurücktreten werde? Der Kanzler: „Die Entscheidung des Volkes hat der Minister umzusetzen.“
Eher ablehnend äußerte sich Faymann zum Studiengebühren-Vorstoß von Gabi Burgstaller. Kaum zur Sprache kam das Thema Krise: Der Kanzler machte klar, Österreich profitiere von den niedrigen Zinsen diese brächten für das Budget 4 Mrd. € im Jahr.
Die besten Zitate des ORF-Sommertalks mit Kanzler Werner Faymann:
… über die Verlässlichkeit der Politiker: Kompromisse zu machen ist in der Politik wie harte Bretter bohren.
… über das nicht abgeschlossene Studium: Ich habe nie gesagt, dass ich Rechtswissenschaften studiert habe. Es steht nirgends, dass ich es abgeschlossen habe. Ich habe mich niemals als Jurist bezeichnet.
… über sein siebenjähriges Loch im lebenslauf: Zivildienst, Ferialjob – ich war voll engagiert in der Sozialistischen Jugend. Ich hab in dieser Zeit viel dazugelernt. Wenn ich mich heute engagiere, dann hat das Wurzeln in der Vergangenheit.
… über die nähe zur Kronen Zeitung: Es gibt eine enge Verflechtung zwischen Politik und Medien, aber jeder bleibt für sich selbst verantwortlich.
… über die Beziehung zwischen Politik und Medien: Der Boulevard ist so stark, wie ihn der Leser macht.
… zur Inseratenaffäre: Ich habe es nicht notwendig, zu einer Anklage, die es nicht gibt, Stellung zu nehmen. Es gibt nichts Verbotenes beim Inserieren. Für die bezahlte Anzeige bin ich nicht zuständig, Herr Wolf. Das habe ich nicht ausgemacht, wenden Sie sich an die Hherren, die dafür zuständig sind. Ich habe niemanden gebeten, mich einzuladen, aber wenn man mich einlädt, dann stehe ich Rede und Antwort.
… zum Berufsheer: Die allgemeine Wehrpflicht hat sich über die Jahre verändert. Ich bin in dieser Republik nicht mit allen Zuständen zufrieden.
…zum Euro-Rettungsschirm: Es würde Österreich am allermeisten kosten, wenn der Euro zusammenbricht.
Auf der nächsten Seite lesen Sie den Oe24.at-LIVE-Ticker nach.
21.59 Uhr: Armin Wolf bedankt sich beim Kanzler für das Gespräch, seinem Team für die Mitarbeit und den Zusehern für das Interesse. Es war sein letztes Sommergespräch.
21.58 Uhr: Wäre Frank Stronach ein Koalitionspartner für die SPÖ? Faymann: Lassen wir es einmal an uns herankommen, ob er überhaupt antritt.
21.56 Uhr: Ab wann sei es unverantwortlich, Geld nach Athen zu schicken? Faymann: Wenn man draufkommt, dass die Maßnahmen nicht eingehalten werden - Steuern wirklich eingetrieben werden.
21.55 Uhr: Ein Einbruch des Euro und die damit verbundenen Folgen wären noch deutlich schlimmer, sagt Faymann. Die Arbeitslosigkeit brächte dann großes menschliches Leid.
21.54 Uhr: Wolf: Könnten es im Rettungsschirm mehr als 20 Mrd. Euro werden? Faymann: "Die EZB hat vereinbart, unter ganz strengen Bedingungen ohne Limit Anleihen zu kaufen."
21.52 Uhr: Wolf zitiert einen Brief von Faymann mit Alfred Gusenbauer, dass das Volk bei wesentlichen EU-Vertragsänderungen das Volk befragt werden muss. Faymann: "Dazu habe ich im Parlament schon 20 Mal Stellung genommen."
21.50 Uhr: Es geht nach dem Thema einer Volksbefragung nun um die Studiengebühren. Wird er dafür stimmen? Faymann: "Nein. Ich werde mir aber das Modell von Gabi Burgstaller anschauen."
21.47 Uhr: Faymann zitiert Verteidigungsminister und Parteikollegen Norbert Darabos - Faymann hält das Zitat für eines von Berufsheer-Gegner General Edmund Entacher.
21.45 Uhr: Faymann meint, dass auch andere Medien eine solche Linie vertreten hätten. Faymann sei nur überrascht "über den Zeitpunkt" der Ankündigung des Richtungsschwenks von Michael Häupl in der Bundesheer-Frage. Er habe schon Wochen vorher Gespräche geführt.
21.44 Uhr: Jetzt geht´s um die Bundesheer-Befragung - und dem Richtungsschwenk der SPÖ in die Richtung der Blattlinie der Kronen Zeitung, die seit langem zugunsten der Wehrpflicht schreibt.
21.42 Uhr: Faymann meint, er sei immer Rede und Antwort gestanden.
21.41 Uhr: Wenn er geladen wird, will er "natürlich" kommen. Aber nur im Fall einer Ladung - die laut Wolf von den Regierungsfraktionen verhindet wird.
21.40 Uhr: Jetzt geht es um den Korruptions-U-Ausschuss. Würde Faymann kommen?
21.37 Uhr: Es geht darum, dass bei den Einschaltungen von Faymann in der Krone nicht "bezahlte Anzeige" dabeistand. Faymann kontert - dafür sei er nicht zuständig. Er zeigt auch die Inserate des ORF für die Wolf-Sommergespräche. Auch dort steht nichts von einer "bezahlten Anzeige". Wolf ist konsterniert: "Es sind nicht MEINE Anzeigen, sondern Anzeigen des ORF."
21.35 Uhr: Es geht um die ÖBB-Inseratenaffäre. Faymann zitiert einen Sachverständigen, dass es richtig sei, prominente Personen in den Inseraten einzusetzen.
21.33 Uhr: Faymann verweist auf die Inserate, die der ORF mit dem Konterfei von Armin Wolf in Medien - auch Boulevardmedien - schaltet. Inserate würden Wirkung haben, und die Wirtschaft inseriere jährlich um 1 Mrd. Euro.
21.32 Uhr: Wolf: Wenn in Österreich ein Kanzler angeklagt würde, müsste er zurücktreten?
Faymann: Bei jedem Politiker - es kommt darauf an, worum es geht.
21.31 Uhr: Es geht jetzt um die Inseratenaffäre - zum ersten Mal wird das Gespräch ein wenig emotional. Nach Wolfs Einleitung will Faymann auch zu Wort kommen.
21.29 Uhr: Wolf spricht die Familien- und Freundschaftsbande von Kanzler Faymann und engen Mitarbeitern von ihm zu Entscheidungsträgern in Boulevardmedien an. Faymann relativiert - bei 30 Jahren in der Politik sei das ganz normal.
21.28 Uhr: Faymann: "Sehen Sie, Herr Wolf - ich habe damals schon niemanden zensiert".
21.27 Uhr: Wolf zitiert aus einem Artikel einer Zeitschrift der SJ Wien zu Zeiten Faymanns als SJ-Obmann. Damals stand in "Müsli": "Bei der Kronen Zeitung publizieren dubiose Gestalten."
21.25 Uhr: Ein Förderer Faymanns war Wiens Altbürgermeister Helmut Zilk, der ihn auch Krone-Gründer Hans Dichand vorgestellt hat. Ob Faymann ohne die "Krone" so stark geworden wäre? Faymann bejaht - "definitiv ja - auch ohne den ORF. Jeder ist für sich selbst verantwortlich."
21.23 Uhr: Was hat Werner Faymann als 1. Job gemacht? "Das war sicherlich der Job in der Sozialistischen Jugend Wien".
21.21 Uhr: Wolf fragt Faymann weiter zu seiner schulischen Laufbahn.
21.20 Uhr: Jetzt geht es um den akademischen Werdegang Werner Faymanns. Er war nur kurz inskribiert und hat gerade einmal eine einzige Prüfung abgelegt. Das sagt er selbst auch zu Wolf.
21.19 Uhr: Faymann gratuliert zum Beitrag und will richtigstellen - er sei nur ein paar Mal Taxi gefahren.
21.16 Uhr: Was nicht alle wissen: Faymann arbeitete nach der Matura als Taxifahrer. Als SJ-Chef von Liesing fällt er durch seine zielstrebige Art auf und dadurch, dass er immer mit mehreren Mitstreitern im Wiener Rathaus auftauchte.
21.15 Uhr: Faymann inszenierte sich schon in der Schulzeit gern. Damals in Schulaufführungen im Nadelstreif und als Schulsprecher.
21.14 Uhr: Jetzt gibt´s einen Beitrag über Faymanns Werdegang im 23. Wiener Gemeindebezirk "in einem unpolitischen Elternhaus" - die Eltern waren Wechselwähler.
21.14 Uhr: Was Faymann gemacht hätte, wäre er nicht in die Politik gegangen? Faymann schmunzelt: "Journalist vielleicht - eventuell beim ORF, dann wäre ich jetzt an ihrer Stelle."
21.13 Uhr: Faymann sieht die Koalition und in einer Demokratie notwendige Kompromisse als Begründung dafür.
21.12 Uhr: In einer Karmasin-Umfrage kommt Faymann hinsichtlich Intelligenz und Teamfähigkeit sehr gut weg. Wo er nicht so gute Werte hat: Die Durchsetzungsfähigkeit.
21.11 Uhr: Faymann sieht den unhöflichen Umgang der Politiker untereinander als Begründung für die schlechten Vertrauenswerte - und will im Gespräch mit Wolf gleich ein gutes Beispiel geben.
21.09 Uhr: Wolf konfrontiert Faymann mit einer Umfrage, in der Politiker sehr schlecht wegkommen hinsichtlich des Vertrauens in der Bevölkerung - sie schneiden noch schlechter ab als Journalisten...
21.08 Uhr: Armin Wolf begrüßt die Zuschauer - und Kanzler Faymann.
21.00 Uhr: Noch 5 Minuten - gleich geht´s los!
20.51 Uhr: Mit welchem Thema wird Armin Wolf das Interview beginnen? Bildungspolitik, Euro-Krise oder Wehrpflicht-Befragung? Bleiben Sie dran - in Kürze geht´s los!
20.45 Uhr: Die Spannung steigt. Als Einziger der Interviewpartner stellt sich Kanzler Werner Faymann den Fragen von Armin Wolf live. Vor ihm wurden die Interviews mit ÖVP-Chef Michael Spindelegger, FPÖ-Obmann H.C.Strache und Grünen-Chefin Eva Glawischnig aufgezeichnet.