Bildungssystem

Karmasin will digitale Schulbücher

16.02.2015

Derzeit kosten Schulbücher 106 Millionen Euro pro Jahr.

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Geht es nach Familienministerin Sophie Karmasin (ÖVP), sollen Kinder zumindest einen Teil ihrer Schulbücher künftig in elektronischer Form lesen können. Derzeit kosten die gedruckten Schulbücher jährlich 106 Mio. Euro, bezahlt werden sie aus dem Familienlastenausgleichsfonds (FLAF). Eine Arbeitsgruppe des Familien- sowie des Bildungsressorts beschäftigt sich bereits mit dem Thema Digitalisierung.

Karmasin besuchte Ende vergangener Woche die Niederlande und Schweden, um sich an Ort und Stelle ein Bild vom Bildungssystem und Kinderbetreuungseinrichtungen zu machen. Unter den besuchten Institutionen war auch eine iPad-Schule in Amsterdam (siehe unten), wo Kinder selbstständig mit dem Tablet lernen. Von dieser Initiative zeigte sich Karmasin angetan und will die Digitalisierung von Schulbüchern auch in Österreich vorantreiben.

Gespräche mit Heinisch-Hosek

Mit Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) habe sie bereits Gespräche aufgenommen, allerdings merkte Karmasin an: "Die Dynamik war überschaubar." Es gebe jedoch eine gemeinsame Arbeitsgruppe, um weitere Schritte zu unternehmen. Im Gespräch ist sie auch mit Schulbuch-Verlagen, die derzeit E-Books kostenlos erarbeiten würden. Eingesetzt werden könnten diese ab dem Schuljahr 2016/17, einen genauen Zeitplan will die Familienministerin bis zum Sommer präsentieren.

Die Ressortchefin betonte, dass es nicht darum geht, Schulbücher zu ersetzen, sondern die beiden Medien parallel, als Ergänzung, zu nutzen. E-Books etwa würden ein "viel dialogorientierteres Arbeiten", vernetztes Denken sowie eine individuelle Förderung der Kinder ermöglichen. Sie kann sich auch "gut" vorstellen, elektronische Bücher schon im Kindergarten einzusetzen: "Nicht den ganzen Tag, aber warum nicht auf spielerische Art?"

FPÖ und Team Stronach gegen E-Books
FPÖ und Team Stronach können dem Vorstoß Karmasins wenig bis gar nichts abgewinnen. Dies wäre "pädagogisch völlig falsch und verdrängt das Kulturgut Buch", erklärte FPÖ-Bildungssprecher Walter Rosenkranz am Montag in einer Aussendung. Karmasin gehe es offenbar nur um eine Entlastung des FLAF, meinte Rosenkranz weiter.

Auch Team Stronach-Mandatar Robert Lugar kritisierte, die Ministerin versuche lediglich "politisches Kleingeld zu holen". Dass die Kinder nicht nur in ihrer Freizeit, sondern "während des gesamten Unterrichts vor dem Computer sitzen sollen", sei "unverständlich", stellte Lugar fest.

So funktioniert die iPad-Schule
In der "De Ontplooiing"-Schule in Amsterdam sucht man Klassen, wie man sie aus den heimischen Schulen kennt, vergeblich. In der Steve Jobs-Schule können die Schüler in den Zimmern lernen oder auch spielen. Gelernt werden etwa Mathematik und Sprachen vorrangig mit Apps auf dem iPad. Lehrer unterstützen die Kinder und erarbeiten mit ihnen in Projekten etwa die Geschichte oder Geografie. Lesebücher gibt es trotzdem. Frontalunterricht hingegen nicht und auch keine Schreibschrift. Schreiben lernen die Kinder nur in Blockschrift, diese brauchen sie schließlich auch zum Lesen am Computerbildschirm.

Finanziert wird die Schule öffentlich, pro Kind sind es rund 5.500 Euro, auch für das Gebäude kommt die öffentliche Hand auf. In der Schule tummeln sich 75 Kinder und vier Lehrer, außerdem gibt es zusätzliche Kinderbetreuer.

Die Schule wird von Kindern zwischen vier und zwölf Jahren besucht. Da sie noch recht jung ist - die erste Einrichtung wurde im August 2013 gegründet-, gibt es noch keine Erfahrung über den Wechsel der Zwölfjährigen an reguläre Schulen.

© Facebook

Zimmer in der iPad-Schule; Foto: Facebook 



 

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