Neuer Korruptionsverdacht
Kassierte Grasser bei Eurofighter?
09.06.2011
Justiz sucht jetzt 55 Millionen Euro Bestechungsgeld, führte Razzien durch.
Neun Jahre lang wurde die „Causa Eurofighter“ vertuscht. Jetzt gibt die Justiz Vollgas. Letzte Woche ließ Staatsanwalt Michael Radasztics bei drei Eurofighter-Lobbyisten – Alfred Plattner, Walter Schön und Klaus-Dieter Bergner – Razzien durchführen.
Laut nun vorliegendem Hausdurchsuchungs-Befehl geht die Justiz davon aus, dass Eurofighter-Produzent EADS „von 2004 bis 2007 insgesamt 55,16 Millionen Euro“ an eine Londoner Briefkastenfirma namens „Vector Aerospace“ überwiesen hat.
Laut Staatsanwalt soll dieses Geld an Beamte und Politiker – möglicherweise sogar an politische Parteien in Österreich – geflossen sein.
Das neue profil von nächster Woche erhebt nun schwere Vorwürfe gegen Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser.
Laut profil habe Grasser den Eurofighter-Deal „persönlich“ am 11. Juni 2001 bei einem Besuch im EADS-Werk Manching mit EADS-Manager Manfred Bischoff eingefädelt.
Danach habe Grasser – laut profil – in einer perfekt geplanten Inszenierung die von FPÖ-Verteidigungsminister Scheibner favorisierten Gripen „abgeschossen“ – und die von ihm auspaktierte „Eurofighter-Paketlösung“ durchgesetzt. Laut profil liegen Aktenvermerke und SMS aus dem Finanzministerium vor, die belegen würden, wie „intensiv“ sich Grasser in die Eurofighter-Entscheidung eingeschalten habe.
profil wirft Grasser vor, „wie im Fall Buwog“ die Eurofighter-Entscheidung manipuliert zu haben. Für Grasser und die EADS-Lobbyisten gilt die Unschuldsvermutung.
Wie die Eurofighter-Bestechung lief
Die Causa war von der Justiz in Wien längst eingestellt, da platzte in Rom die Bombe: Die Staatsanwaltschaft Rom verhaftete den Lobbyisten Gianfranco Lande wegen „Geldwäsche“.
Der gestand: Er habe in London die Briefkastenfirma „Vector Aerospace“ gegründet, um Schmiergeldzahlungen für den Eurofighter-Ankauf in Österreich an Politiker und Beamte abwickeln zu können.
Darauf folgten Hausdurchsuchungen bei den Eurofighter-Lobbyisten Alfred Plattner, Walter Schön und Klaus-Dieter Bergner.
In den nun vorliegenden Hausdurchsuchungsbefehl schrieb Staatsanwalt Michael Radasztics unfassbare Vorwürfe: „EADS hat versucht, über die gegenständliche Konstruktion Schmiergeldzahlungen an Unternehmen und Beamte zu leisten. Bergner, Plattner und Schön dürften dazu beigetragen haben, dass diese Schmiergeldzahlungen ihre jeweiligen Empfänger erreicht haben.“
Konkret habe Eurofighter-Hersteller EADS an die „Vector“ insgesamt 55,16 Millionen Euro überwiesen. Davon seien von der „Vector“ 16,2 Millionen Euro an die Scheinfirma „Columbus“ und 14,5 Millionen an eine „Centro Consult“ weitergeleitet worden. Hinter diesen Firmen standen Lobbyisten, die das Geld in Österreich verteilten.
Der Staatsanwalt: „Es ist davon auszugehen, dass im Rahmen des EADS-Konsortiums eine kriminelle Vereinigung gegründet wurde, um über Scheinverträge … Gelder für korrupte Zwecke verfügbar zu machen. Ab der Ebene Vector ist daher von sämtlichen Beteiligten von Geldwäschereihandlungen auszugehen.“
Bleibt nur noch die Frage: Wer hat die 55 Millionen Schmiergeld kassiert?