Mit einer überzeugenden Mehrheit von 93 Prozent ist der GPA-Chef zum Vorsitzenden der roten Gewerkschafter gewählt worden.
Wolfgang Katzian führt künftig die Fraktion sozialdemokratischer Gewerkschafter an. Der Chef der Privatangestellten-Gewerkschaft erhielt bei der FSG-Fraktionskonferenz Dienstagnachmittag 93 Prozent der Delegiertenstimmen, ein überraschend starkes Ergebnis für den im ÖGB nicht immer unumstrittenen Stockerauer.
Hart an Nürnberger
Sein Vorgänger Wilhelm Haberzettl hatte
2007 nur knapp 87 Prozent der Delegierten überzeugt. Die starke
Unterstützung für Katzian zeigt auch, dass der Langzeitvorsitzende Rudolf
Nürnberger bei seinem letzten Antreten 2003 auf gut 94 Prozent gekommen war,
also nur einen Hauch besser abgeschnitten hatte als der GPA-Vorsitzende bei
seinem ersten Antreten.
Verteilung debattieren
Der neue FSG-Chef nimmt das Abschneiden
der SPÖ bei den jüngsten Urnengängen als Anlass, einen sozial
akzentuierteren Kurs zu fahren. Es gelinge in der aktuellen Krise nicht,
deutlich zu machen, wie das gesellschaftspolitische Gegenkonzept "zum
Wahnsinn der Neoliberalen" aussehe, donnerte Katzian. Aber "Wir
müssen immer wieder die Verteilungsdebatte führen."
Haberzettl für Kuschel-Schluss
Der scheidende Haberzettl
hatte davor die roten Arbeitnehmer aufgefordert, sich gegenüber der SPÖ auch
Eigenständigkeit zu erlauben. Zwischen Gewerkschaft und Partei könne es
nicht immer Übereinstimmung geben, so Haberzettl. So empfehle er der FSG,
gerade in der Frage der Vermögenssteuer einen "sehr klaren Kurs"
zu formulieren.
Scharfe Kritik
Schärfer war Haberzettl in einem zugespielten
Video, in dem er ebenfalls Bilanz über seine rund drei Jahre an der
FSG-Spitze zog. Da empfahl er ein entschlossenes soziales Auftreten der
Sozialdemokraten, das den "eher erfolglosen Kuschelkurs, der derzeit
gefahren wird", ersetzen könnte.
Lob für den Kanzler
Bei seiner Rede vor den Delegierten
hielt sich der FSG-Chef dann eher zurück. Wer sich von ihm eine Abrechnung
erwarte, werde enttäuscht sein, dämpfte Haberzettl schon zu Beginn seines
kurzen Vortrages allzu große Erwartungen. So gab es keinerlei direkte Kritik
an Bundeskanzler Werner Faymann (S). Ganz im Gegenteil hob er hervor, dass
es seit dessen Wahl zum SPÖ-Chef wieder ein Verhältnis zwischen Partei und
Gewerkschaft gebe, das von Achtung getragen sei.