"Rauchen ist Sucht"
Kdolsky plant staatliche Hilfe für Entzug
02.02.2007
Wie beim Alkoholentzug plant Gesundheitsministerin Kdolsky eine staatliche Unterstützung für den Nikotinentzug. User diskutieren über diesen Vorschlag. Sozialmediziner Kunze erarbeitet für Kdolsky das Ausstiegsprogramm.
Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky (V), die uns nach Kritiken an ihrem Lebensstil am Mittwoch stolz mitteilte, selbst zum Rauchen aufgehört zu haben, überlegt eine staatliche Unterstützung beim Nikotinentzug, wie dies beim Alkoholentzug bereits der Fall ist. "Denn Rauchen ist eine Krankheit, eine Sucht", so die Ministerin am Donnerstagabend in der ZiB2.
Was sagen Sie zu diesem Vorschlag? Ist er überhaupt umsetzbar?
Kunze beauftragt
Wie ÖSTERREICH in seiner Freitags-Ausgabe
berichtet, wurde der renommierte Sozialmediziner Dr. Michael Kunze von
Kdolsky beauftragt, noch im Februar für das Ministerium ein Austiegsprogramm
bzw. die Finanzierung dafür zu präsentieren. Gegenüber ÖSTERREICH verriet
Kunze bereits seine Pläne: "Es gibt genau zwei Möglichkeiten,
entweder über die Krankenkassen oder über die Betriebe." Bei
Kunzes favorisierter Variante tragen die Kosten die Krankenkassen.
Individuelle Therapie
Mit diesem Modell hat sein "Nikotin
Institut" gemeinsam mit der NÖ-Gkk seit 2003 rund 4000 Raucher auf
Krankenschein bzw. E-Card behandelt. 80 Prozent der Raucher hörten
tatsächlich auf. Die Kosten für eine fünfwöchige Behandlung beträgt pro
Patient rund 240 Euro. Die Therapie ist individuell abgestimmt und reicht
von Akkupunktur über Hypnose oder Nikotinerstaz bis hin zum allerneuesten
Medikament Champix.
Beim Nichtraucherschutz setzt Kdolsky weiter auf eine Koexistenz von Rauchern und Nichtrauchern. Der Nichtraucher-Schutz müsse jedoch weiter ausgebaut werden. Generell müsse man vor allem Jugendliche von Nikotin, Drogen und Alkohol fern halten, Trinken sei mittlerweile "ein bisschen eine Life-Style-Sache", so die Ministerin.
Psychologen befürworten Vorschlag
Die Idee einer
staatlichen Unterstützung beim Nikotinentzug findet auch bei Psychologen
Anklang. Deren Berufsverband (BÖP) wies am Freitag in einer Aussendung
darauf hin, dass die Behandlung "im Kopf" beginnt. "Das
bedeutet, dass mit den Patienten gemeinsam ein Weg aus der Sucht gesucht
werden muß. Maßgeschneiderte Konzepte der klinisch-psychologischen
Behandlung mit dem Einsatz von Entspannungsmethoden wie Jacobson, Autogenes
Training und Hypnoseverfahren haben sich bestens bewährt. Angst machende
Bilder wie kaputte Lungen sind keine geeigneten Hilfsmittel", hieß es
in einer Aussendung.
Die Behandlung der Nikotinabhängigkeit und parallel der Aufbau von neuen Verhaltensmustern sollte im Vordergrund stehen. Auch Rückfälle passierten nicht zufällig, sondern sind zuerst "im Kopf" und können präventiv mit Gesundheitspsychologen besprochen werden, erläuterten die Fachleute. "Für hochabhängige Raucher ist sicher auch eine ärztliche und medikamentöse Unterstützung in jeden Fall sinnvoll."