Kassensanierung
Kdolsky will bei Spitälern drei Milliarden sparen
27.03.2008
Die Ärztekammer erwartet sich vom Sanierungskonzept der Kassen wenig Gutes. Ministerin Kdolsky will rund drei Mrd. Euro einsparen.
Das streng geheime Sanierungskonzept der Sozialpartner und Hauptverband zur Lösung der defizitären Situation der Krankenkassen soll fertig sein. Mit Details will Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky (ÖVP) aber erst am 8. April herausrücken. Das gehütete Geheimpapier bewegt sich derzeit zwischen Hauptverband und Ministerium hin und her. Was sich allerdings bereits abzeichnet: Es soll zu Einsparungen zum Nachteil der Patienten kommen.
Drei Milliarden einsparen
Kdolsky sieht jedenfalls drei
Milliarden Euro Einsparungspotenzial im Spitalsbereich und beruft sich dabei
auf Berechnungen des Rechnungshofs, der im Vorjahr Einschränkungen von 2,9
Milliarden Euro durch weniger Akutbetten in den Spitälern und durch
Umschichtung in den niedergelassenen Bereich. Hauptverbandschef Erich
Laminger sieht es differenzierter: Drei Milliarden seien das Potenzial,
allerdings sei es möglich nur „ein Viertel oder ein Drittel“ davon wirklich
einzusparen. Günther Wawrowsky, Vizepräsident der Ärztekammer, erwartet sich
von dem Papier, das Anfang April der Gesundheitsministerin, Bundeskanzler
Alfred Gusenbauer und Vizekanzler Wilhelm Molterer vorgelegt werden soll,
Negatives: „Ich befürchte nichts Gutes für die Patienten“. Der Grundgedanke,
dass es Einsparungspotenziale angesichts der alternden Bevölkerung noch
geben soll, könne nur Einschnitte für die Patienten bedeuten.
Weniger Ärzte
In einem durchgesickerten Papier war
vorgesehen, dass die Zahl der Vertragsärzte verringert werden soll, indem
freie Stellen nicht mehr nachbesetzt werden. Die Mediziner sollen auch
billigere Arzneien verschreiben als bisher. Bei den Krankenhäusern glaubt
man, sich 865 Millionen Euro bis 2010 sparen zu können. Experten rechnen
damit, dass den Krankenkassen nicht viel mehr übrig bleiben werde, als bei
freiwilligen Leistungen, bei Medikamenten restriktiv zu sein bzw. Auf
Selbstbehalte auszuweiten. Denn im Verwaltungsbereich sei wenig zu holen, da
der Ausgabenanteil nur bei drei Prozent liege. Ministerin Kdolsky schloss
zwar eine Beitragserhöhung in der Krankenversicherung aus, aber beim Thema
Ausweitung der Selbstbehalte legte sich die Ressortchefin nicht fest. Sie
wolle nicht sämtliche Türe schließen.
Neue Steuer unnötig
Trotz der prekären Finanzsituation sieht
die ÖVP-Politikerin eine Vermögenszuwachssteuer nicht als „unmittelbar
notwendig“ an. Zuerst müsse man die Einsparungspotenziale im System heben.
Für die SPÖ-Gesundheitssprecherin Sabine Oberhauser ist die
Vermögenszuwachssteuer zugunsten des Gesundheitssystems fix „paktiert“
(siehe Interview). Sie geht davon aus, dass diese Vereinbarung mit der ÖVP
hält. Der Grüne Gesundheitssprecher Kurt Grünewald findet Kdolskys
Äußerungen „ignorant“ und ÖGB-Chef Hundstorfer richtete aus, das
Gesundheitssystem ertrage keine „leeren Worthülsen“ mehr. Bis Juni muss
Kdolsky auch die Medikamentenkosten in den Griff bekommen. Die
Gesundheitsreform soll bis zum Herbst stehen, 2009 könnte ein Teil in Kraft
treten.