Finanzminister Pröll hat nach dem "Spendengipfel" klar gemacht, dass es keinen Steuerbonus an Tier- und Umweltschutzorganisationen geben wird.
Gelten soll die steuerliche Absetzbarkeit von Spenden ab 1. Jänner für Zuwendungen an "mildtätige" Organisationen im In- und Ausland, sowie für Entwicklungshilfeprojekte, sagte der Finanzminister nach dem eineinhalbstündigen Gespräch mit NGO-Vertretern.
"Mildtätig" anerkannte Organisationen
Wie das
Modell im Detail umgesetzt werden soll, wird laut Pröll bis Mitte Jänner
feststehen. Jedenfalls soll es eine Liste mit "mildtätigen"
anerkannten Organisationen geben, damit die Spender über die steuerliche
Absetzbarkeit Bescheid wissen. Nach zwei Jahren werde man das Modell dann
evaluieren und prüfen, ob beispielsweise auch Spenden an Tier- und
Umweltschutzorganisationen steuerlich begünstigt werden sollen. Dass diese
Gruppen zumindest im ersten Schritt ausgeschlossen werden begründete Pröll
mit der Notwendigkeit, angesichts der Finanzkrise Prioritäten zu setzen. "Ich
sehe nicht die Notwendigkeit Steuergelder dorthin zu lenken, wo durch
Aktionismus, durch Demonstrationen gute Lobbyingarbeit geleistet wird."
Lob von der Caritas für neues Modell
Caritaspräsident Franz
Küberl bedauerte die Ausgrenzung der Tier und Umweltschutzorganisationen,
lobte das Modell aber insgesamt. "Es ist insgesamt ein sehr großer
Schritt. Ich bin weitgehend zufrieden. Der Wermutstropfen ist das
Nicht-Mithineinnehmen der Umweltorganisationen".
"amnesty international" sieht Schritt in die richtige Richtung
Der
Generalsekretär von amnesty international (ai) Österreich, Heinz Patzelt,
sieht im Ergebnis des "Spendengipfels" einen "leider
unvollständig gebliebenen Schritt in die richtige Richtung".
Patzelt sagte, er gehe davon aus, dass die Menschenrechtsorganisation unter
den Begriff "mildtätig" falle und in der zu erstellenden
Liste derartiger Organisationen anerkannt werde. Sollte dies nicht erfolgen
und ein ablehnender Bescheid kommen, "werden wir natürlich berufen, das
ist gar keine Frage". Entsetzt zeigten sich drei größten Umwelt-NGOs.
Entscheidung liegt bei Finanzamt
Die Entscheidung darüber, welche
Organisationen als "mildtätig" anerkannt werden, wird laut Finanzminister
Josef Pröll (V) von den Finanzämtern zu treffen sein. Voraussetzung für die
Aufnahme in die Liste der begünstigten Hilfsorganisationen ist jedenfalls
eine mehr als dreijährige Tätigkeit in dem Bereich. Außerdem soll es eine
Begrenzung der Verwaltungskosten der NGOs geben: "Ich möchte nicht auf Dauer
Organisationen unterstützen, die 80 bis 90 Prozent des Geldes in die eigene
Verwaltung investieren."
Rotes Kreuz, Caritas und SOS Kinderdorf größte Spendenempfänger
Doch
wer bezieht eigentlich die meisten Spenden? Das Rote Kreuz war laut einer
Aufstellung des Österreichischen Instituts für Spendenwesen (ÖIS) der im
Vorjahr größte Empfänger von privaten Zuwendungen, auch wenn das
Spendenvolumen gegenüber 2006 um 15,4 Millionen Euro auf 39 Mio. Euro stark
eingebrochen ist. Am zweiten Platz ist weiterhin die Caritas mit 37,3 Mio.
Euro vor SOS Kinderdorf mit 35,7 Mio. Euro. Dahinter folgen mit deutlichem
Abstand und jeweils über 13 Mio. Euro die "Päpstlichen
Missionswerke" Missio und die Dreikönigsaktion.
Die kirchlichen Organisationen werden von der Spendenabsetzbarkeit profitieren können, ebenso die Ärzte ohne Grenzen und Licht ins Dunkel. Schon am 9. Rang der größten Spendenempfänger des Landes kommt allerdings mit Greenpeace eine Organisation, deren Spender ihre Zuwendungen laut den jüngsten Ankündigungen von Finanzminister Pröll nicht steuerlich geltend machen können.
Die zehn größten Spenden-Organisationen
Organisation |
Spendenvolumen |
Rotes Kreuz |
39,0 |
Caritas |
37,3 |
SOS Kinderdorf |
35,7 |
Missio |
13,6 |
Dreikönigsaktion |
13,3 |
Ärzte ohne Grenzen |
10,7 |
Licht ins Dunkel |
9,2 |
Greenpeace |
8,6 |
Licht für die Welt |
7,7 |
St. Anna Kinderkrebsforschung |
6,3 |