"Wir kämpfen uns zurück", sagt Kanzler Kern im ÖSTERREICH-Interview.
ÖSTERREICH: Sie wollen Erster werden, das ist Ihr erklärtes Ziel, die Umfragewerte sehen aber nicht rosig aus. Bleiben Sie bei diesem Wahlziel?
Christian Kern: Ja, auf jeden Fall, wir wollen Erster werden. Wir kämpfen uns zurück, das ist auch ein Ansporn. Der Abstand ist überwindbar. Man kann das aufholen. Dafür müssen wir einiges tun, das ist klar. Wir starten sozusagen nicht von der ersten Position. Jetzt geht es darum, das umzudrehen und sich dafür zu engagieren und zu kämpfen.
ÖSTERREICH: Das ist Ihr zweiter Wahlkampf, den ersten führten Sie, um Schulsprecher im Gymnasium zu werden. Wie gefällt Ihnen der direkte Kontakt zu den Menschen?
Kern: Es macht große Freude, du bekommst viel Feedback, Eindrücke und Einsichten. Es ist gut, Wien öfter zu verlassen. Wenn du den Leuten auf Augenhöhe und mit Respekt begegnest, kommt sehr viel Energie zurück. Oft werden dir Probleme geschildert und du versuchst, eine Lösung dafür zu finden. Das ist etwas, was mir Spaß macht.
ÖSTERREICH: Sie greifen Kurz und Strache in Ihrem Wahlkampf nie direkt an, warnen aber in jeder Rede vor deren Wahlversprechen.
Kern: Es geht mir um Redlichkeit in der Politik, und das heißt, nur etwas zu versprechen, das man auch halten kann. Das ist es, was wir tun. Ich könnte ja auch versprechen, dass wir 28 Milliarden einsparen werden. Das wäre dann aber die gesamte Lohn- und Einkommenssteuer des Landes. Im Gegensatz zu unseren Gegnern haben wir uns intensiv mit unserem Konzept auseinandergesetzt. Wir haben durchgerechnet, was unser Land leisten kann. Unsere Einschätzung ergibt das Volumen von 5 Milliarden, das haben wir evaluiert. Alles andere sind leere Versprechungen, den Leuten wird Sand in die Augen gestreut. Es ist wichtig, dass sich die Menschen ihr eigenes klares Bild machen können. Schnelle Antworten oder Schwarz-Weiß-Antworten sind meistens die falschen.
Karl Wendl