Grasser-Bio

KHG – sein Aufstieg und Fall

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Ein neues Buch beleuchtet den Lebensweg des Mannes, für den das Wort Unschuldsvermutung erfunden wurde

ÖSTERREICH-Redakteur und Buchautor Wolfgang Fürweger hat sich nach Biografien über heimische Dynastien wie die Porsches und Piëchs, die Swarovskis oder Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz nun einer der schillerndsten Personen Österreichs angenommen: Karl-Heinz Grasser. Sein Buch KHG. Die Grasser-Story schildert Aufstieg und Fall des einst beliebtesten Politikers des Landes und Wunschschwiegersohns der Nation.

Ausführlich beschäftigt sich der Autor mit allen Facetten von Grassers Leben – auch mit Gattin Fiona Swarovski, die er als „erfolglose Unternehmerin“ und „unfreiwillige Komikerin“ outet. Vor allem aber: Zum ersten Mal werden alle Affären, in die KHG verwickelt ist, ausführlich und allgemein verständlich erklärt. Übrigens kommt in dem Buch 21 Mal das Wort „Unschuldsvermutung“ vor.

Grasser wieder vor Gericht

Grasser trifft Haider.
Über seine stramm-blauen Eltern lernte der 23-jährige Grasser 1992 Jörg Haider kennen – der Beginn des Aufstieges. Haider umgab sich damals gerne mit gut aussehenden und politisch talentierten jungen Männern und erkannte auf Anhieb das Potenzial des frischgebackenen Magisters.

Von da an ging es steil bergauf: Haider nahm den jungen Kärntner in seine „Buberlpartie“ auf und machte ihn zum wissenschaftlichen Mitarbeiter und Fachreferenten für Tourismuspolitik im FPÖ-Nationalratsklub und bald darauf zu seinem persönlichen Grundsatzreferenten. Grasser verließ damals sein vertrautes Kärnten zum ersten Mal für längere Zeit.

Stronach wurde Grasser zum Verhängnis.
Hinter dem Rücken von Haider wollte Grasser ein Grundstück für Self-Made-Millionär Frank Stronach umwidmen. Der Vertrauensbruch führte zum Bruch zwischen Haider und seinem politischen Ziehsohn. KHG trat am 3. Juli 1998 als Landesvize zurück. Wie Grasser diesen Deal einfädelt, beschreibt das Buch so: Der eigentliche Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte, soll die Umwidmung eines Grundstücks am Wörthersee gewesen sein, das Magna-Gründer Frank Stronach gehörte … Der Akt wanderte durch alle Regierungsbüros, und jeder Ressortchef sollte durch seine Unterschrift sein Okay kundtun. Grasser habe mit seiner Zustimmung gewartet, bis sein Parteichef Haider, der ständig alles mitbekam, was in der Regierung passierte, auf Urlaub war. Haider fühlte sich hintergangen und fing an, Grasser immer mehr unter Druck zu setzen.

Grasser schwört Haider Treue.
Typisch für Haiders Wankelmütigkeit: Anfang 2000 holte der FPÖ-Chef sein Wunderkind als Finanzminister in die Politik zurück – als zweite Wahl: Grasser kam nur zum Zug, weil Bundespräsident Klestil Haiders Wunschfinanzminister, den Industriellen Thomas Prinzhorn, abgelehnt hatte. Der FPÖ-Obmann rief als Ausweg kurzfristig und ohne lange in der Partei Rücksprache zu halten Grasser an. Haider erzählte später, Grasser habe sich am Telefon mehrmals für seine Verfehlungen als Landeshauptmann-Stellvertreter entschuldigt und ihm hundertprozentige Loyalität versichert.

Der langjährige Haider-Sprecher Stefan Petzner bestätigte mir den Wahrheitsgehalt des Gerüchts, wonach Grasser später zusätzlich sogar einen handschriftlichen Brief desselben Inhalts an Haider geschickt habe. „Das ist bezeichnend für Grasser: dass er zuerst diesen rührseligen Brief schrieb und dann zur ÖVP wechselte“, meinte Petzner.

Der Superstar.
In der Schüssel-Regierung spielte Grasser gerne die erste Geige, erinnern sich Insider. Er unterhielt sich nur mit dem Bundeskanzler und maximal noch mit Thomas Prinzhorn, der ja der „Ausleger“ zur Industrie war.
„Ansonsten war Grasser für uns nicht erreichbar“, so der ehemalige FPÖ-Nationalrat und spätere Staatssekretär Eduard Mainoni: „Er genoss diesen Status als Superstar und nutzte ihn auch weidlich aus. Der Karl-Heinz stand immer über den Dingen.“ So war es für Grasser trotz eines erklärten Sparkurses kein Problem, die bislang biedere Kantine des Finanzministeriums ab April 2004 vom Catering-Service des Star- und Haubenkochs Toni Mörwald beliefern zu lassen. Eine Ausschreibung dafür hatte es im Vorfeld natürlich nicht gegeben.

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