FPÖ-Klubchef Herbert Kickl über den Strache-Rauswurf.
Wien. FPÖ-Klubchef Herbert Kickl über den Strache-Rauswurf.
© TZOe Artner
×
ÖSTERREICH: Der Strache-Ausschluss hat lange gedauert. Sie selbst hätten, so wirkte es, das doch gern rascher gehabt.
Herbert Kickl: Ich glaube, es wäre auch schneller gegangen, wenn Strache nicht noch einen Urlaub eingelegt hätte. Letzten Endes war es – durch eine Fülle parteischädigender Verhaltensweisen – eine Schritt-für-Schritt-Bewegung von Strache selbst aus der FPÖ hinaus. Wenn er ein Opfer ist, dann seiner selbst.
ÖSTERREICH: Wie geht es Ihnen persönlich damit? Sie waren ja doch befreundet.
Kickl: Ich war ein politischer Wegbegleiter. Mit dem Begriff Freundschaft gehe ich sehr sorgsam um.
ÖSTERREICH: Ist nicht ein unglaublicher Schaden entstanden für die FPÖ und Sie haben jetzt mit Abspaltung zu tun?
Kickl: Von „Abspaltung“ zu reden, das ist definitiv die Übertreibung des Jahres. Dass die FPÖ insgesamt einen Schaden erlitten hat, ist messbar anhand der Wahlergebnisse. Diesen Schaden haben ganz wenige verursacht – und da wurde jetzt das wichtigste Kapitel geschlossen. Jetzt können wir nach vorne schauen und uns der inhaltlichen Auseinandersetzung mit einer Regierung widmen, die zu 99 Prozent schwarz-grün sein wird.
ÖSTERREICH: Strache denkt an Kandidatur in Wien. Da droht doch ein brutaler Kampf.
Kickl: Nein, das glaube ich überhaupt nicht. Wir haben bis jetzt drei Leute, die einen Klub gegründet haben. Wenn sie null mit drei multiplizieren, kommt immer noch null raus. Das ist meine Einschätzung der politischen Gravität dieser politischen Fluchthelfer für Strache.
ÖSTERREICH: Schafft es DAÖ in den Wiener Landtag?
Kickl: Ich kenne das doch seit Jahren: Es werden irgendwelche politischen Gegenprojekte aufgestellt. Dann kommen Experten, die ein ganz großartiges Potenzial voraussagen. Das Ergebnis ist dann immer das Gleiche: Es endet mit einem ordentlichen Bauchfleck. Also: Nein.
ÖSTERREICH: Geht Ihnen Straches Strahlkraft nicht ab?
Kickl: Nein. Das wird uns überhaupt nicht fehlen. Es ist nicht so, dass der Erfolg der Freiheitlichen Partei in den letzten Jahren nur einer Person geschuldet wäre, sondern es war eine Gemeinschaftsproduktion von vielen Tausenden. Die meisten davon haben keinen Cent bei der Sache verdient. Wenn man die Zuständigkeit von einer einzelnen Person oder von ganz wenigen sucht, dann ist es Ibiza, und das, was damit ausgelöst wurde.
Günther Schröder