Opferschutz
Klasnic-Kommission bringt 1. Anzeige ein
06.07.2010
Vergewaltigungs-Verdacht: Der Orden der Schulbrüder in Wien wurde angezeigt.
Die von Kardinal Christoph Schönborn eingesetzte Opferschutzanwaltschaft unter Waltraud Klasnic soll eine erste Anzeige erstattet haben. Wie das Ö1-"Morgenjournal" am Dienstag berichtete, dürfte sie den römisch-katholischen Orden der Schulbrüder in Wien-Strebersdorf betreffen. Die Anzeige erfolge auf Wunsch der Mutter eines angeblichen Opfers, deren Sohn im Jahr 1993 mit elf Jahren mehrmals im Internat vergewaltigt worden sein soll. Eine Bestätigung der Staatsanwaltschaft Wien gab es Dienstag früh vorerst nicht.
Keine Verjährung
Die Vorwürfe seien nicht verjährt und
würden sich gegen zum Teil hochrangige Angehörige und Mitarbeiter des Ordens
richten, so das Ö1-"Morgenjournal". In der
Sachverhaltsdarstellung soll es um mutmaßlichen schweren sexuellen
Missbrauch in zumindest einer Internatseinrichtung in den 90er Jahren gehen.
Auch die Opferschutzanwaltschaft konnte das Einbringen einer Sachverhaltsdarstellung nicht bestätigen, dort berief man sich auf die selbst auferlegte Verschwiegenheitspflicht. Eine Reaktion der Kirche wurde für den Vormittag angekündigt.
Erzdiöse bestätigt Verdachtsfall
Die Erzdiözese Wien
bestätigte den Verdachtsfall. Die Vorwürfe richten sich gegen einen
Verantwortlichen der Schulbrüder. Dieser hat bereits vor Wochen alle seine
kirchlichen Funktionen bis zur Klärung der Vorwürfe ruhend gestellt, teilte
Generalvikar Franz Schuster mit. Die Vorwürfe seien erstmals in den 90er
Jahren artikuliert worden, jedoch hatte das zuständige Gericht damals das
Verfahren eingestellt. Seitens der Erzdiözese wurden aber über die
Ombudsstelle für die Opfer sexuellen Missbrauchs weiterhin Nachforschungen
angestellt.
Nachdem sich Opfer auch bei der unabhängigen Opferschutzanwaltschaft gemeldet hatten und ernstzunehmende Vorwürfe vorbrachten, wurde seitens des Generalvikars im Einvernehmen mit dem zuständigen Ordensoberen nach den seit 2006 für Verdachtsfälle sexuellen Missbrauchs in der Erzdiözese Wien gültigen Regelungen gehandelt, so die Erzdiözese in einer Aussendung.