Wegen Bundesheer

Klug: Attacke auf den ÖVP-Chef

22.08.2014

Vizekanzler Spindelegger macht sich beim Bundesheer unbeliebt. Aber so richtig.

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© EXPA / Gruber
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So offen haben Offiziere wohl noch nie gegen einen Regierungspolitiker revoltiert. Und auch Verteidigungsminister Gerald Klug ist – gelinde gesagt – stinksauer. Es war Finanzminister Michael Spindelegger, der dem Heer einen harten Sparkurs verpasst hatte – am Freitag forderte der ÖVP-Chef dann vom Verteidigungsminister, „endlich Pläne zu Reformen auf den Tisch zu legen“. Wörtlich: Das Heer dürfe nicht ausgehungert werden.

Klug platzte der Kragen: In ÖSTERREICH forderte er von Spindelegger, spätestens ab 2016 den Geldhahn wieder aufzudrehen, weil das Heer dringend investieren müsse, um nicht zusperren zu müssen. Immerhin sei es die ÖVP gewesen, die dem Heer die teuren Eurofighter gekauft habe.

Generäle stehen gegen den Vizekanzler auf
Spindeleggers Ansage sorgte zudem für eine einzigartigen Aufstand der Militärs – an der Spitze Generalstabschef Othmar Commenda. Der zeigte sich angesichts der Aussagen des Vizekanzlers „fassungslos“: „Das Problem des Heeres sind nicht fehlende Konzepte, sondern fehlende Budgetmittel. Und der Einzige, der das ändern kann, ist der Finanzminister“, wetterte der Offizier.

Klug: "Die Irritation ist schon groß"

ÖSTERREICH: Finanzminister Spindelegger fordert von Ihnen Reformen. Was sagen Sie?
Gerald Klug: Dass diese Aussage beim Heer nur noch Kopfschütteln auslöst. Der Finanzminister kennt die finanzielle Situation des Heeres ganz genau: Wir haben in den letzten zehn Jahren 2 Mrd. € weniger zur Verfügung – das entspricht einem Jahresbudget. Und zuletzt hat der Finanzminister noch eine Sonderopfer von 80 Millionen verlangt.

ÖSTERREICH: Sie fordern mehr Geld?
Klug: Eine Armee dieser Größe ist so nicht finanzierbar, wir sind am Boden des Fasses angekommen. Wir werden in zwei Wochen ein entsprechendes Konzept vorlegen. Ich sage aber klar: Ab 2016 hat das Heer erhöhten Finanzbedarf. Das reicht von der Nachfolge der Saab 105 für die Luftraumüberwachung bis zu dem Update unserer Black Hawk. Hier ist die ÖVP in der Pflicht, die die bei den Betriebskosten teuren Eurofighter gekauft hat.

ÖSTERREICH: Sie wirken extrem verärgert. Sind Sie sauer auf Michael Spindelegger?
Klug: Sauer ist keine politische Kategorie. Die Irritation ist aber schon groß.

Heer braucht Millionenpaket

  • Saab 105: Wie werden die Oldtimer ersetzt? Entscheidung muss 2016 fallen.
  • Geländewagen: Heer braucht Nachfolgemodelle für Pinzgauer und Puch G.
  • Hubschrauber 1: Die alten Alouette III müssen ausgemustert werden.
  • Hubschrauber 2: Die Black Hawk müssen um 80 Millionen Euro upgedatet werden.


G. Schröder
 

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