ÖSTERREICH-Umfrage

Koalition stürzt in Vertrauenskrise

13.06.2009

Wirtschaftskrise und EU-Wahlkampf bescheren der Regierung eine Vertrauenskrise. Jetzt stürzen auch Hoffnungsträger wie Josef Pröll oder Claudia Schmied ab.

Zur Vollversion des Artikels
© APA/Roland Schlager
Zur Vollversion des Artikels

Johannes Hahn (ÖVP) ist der Minus-Mann des aktuellen Polit-Barometers, das das Gallup-Institut für ÖSTERREICH erstellt. Der Wis­senschaftsminister stürzt im Vergleich zur letzten Erhebung im April um gleich neun Prozentpunkte ab und liegt im Ministerranking jetzt nur noch an 12. Stelle. Hahn trifft die Blamage rund um den CERN-Austritt besonders hart.

Doch der Absturz des ÖVP-Ministers ist nur Spitze des Eisbergs einer Vertrauenskrise, die nach der EU-Wahl und mitten während der Wirtschaftskrise die gesamte Regierung erfasst: Mit Ausnahme von Außenminister Michael Spindelegger (ÖVP) stürzen bei der Frage nach dem positiven bzw. dem negativen Eindruck (das Ranking ergibt sich aus dem Saldo der beiden Werte) alle Minister ab: SPÖ-Verteidigungsminister Norbert Darabos fällt um acht, Umweltminister Nikolaus Berlakovich um sieben Punkte.

Sogar Sieger Pröll im Minus
Sogar ÖVP-Chef und Finanzminister Josef Pröll, dessen Partei bei der EU-Wahl viel weniger Stimmen als die SPÖ verloren hatte und der sich als Wahlsieger feiern kann, fällt um sieben Punkte. Nur mühsam kann sich Pröll als beliebtestes Regierungsmitglied halten – er liegt nur noch einen Punkt vor Justizministerin Claudia Bandion-Ortner.

Faymann an 3. Stelle
Die SPÖ Werner Faymanns hatte bei der EU-Wahl mit nur 23,8 Prozent eine katastrophale Niederlage erlitten. Und obwohl die SPÖ in der ÖSTERREICH-Sonntagsfrage mit 29 Prozent jetzt mehr zwei Punkte hinter der ÖVP liegt, bleibt das persönliche Image des SPÖ-Chefs intakt: Gallup hat ihn mit 27 Punkten ex aequo mit Bandion-Ortner an 2. Stelle. Und das, obwohl auch Faymann zwei Punkte verlor. Für seine internen Widersacher wie den Steirer Franz Voves ein deutlicher Fingerzeig. Dahinter können sich die Krisenmanager Wirtschaftsminister Reinhold Mittlerlehner und Sozialminister Rudolf Hundstorfer über die Plätze vier und fünf freuen.

Rote Laterne für Fekter
In den Minusbereich stürzte auch Bildungsministerin Claudia Schmied, bisher ein Fels in der Brandung. Doch der Streit mit den Lehrern nagt am Image – und stürzt die SP-Zukunftshoffnung an die letzte Stelle – gemeinsam mit der schwarzen „Eisernen Lady“, Innenministerin Maria Fekter. Die schwarze Eiserne Lady trägt die Rote Laterne vor allem wegen der explodierenden Kriminalität.

Faymann führt bei Kanzlerfrage
Bei der Frage „Wen würden Sie als Kanzler direkt wählen?“ kann SPÖ-Chef Werner Faymann seinen knappen Vorsprung auf seinen schwarzen Regierungspartner halten. Und das, obwohl seine Partei in der aktuellen ÖSTERREICH-Umfrage deutlich verliert. Bei der Sonntagsfrage verliert die SPÖ zwei Prozentpunkte und erstmals seit vielen Monaten die Führung an die ÖVP. Die Pröll-Partei liegt mit 31 Prozent vor der Faymann-Partei (mit 29 Prozent).

Laut Umfrage schlägt auch das Stimmungsbarometer zugunsten der ÖVP aus. 58 Prozent sind der Meinung, die Stimmung sei momentan für die ÖVP gut (nur 18% für die SPÖ), zehn Prozent halten sie für schlecht (48% für die SPÖ).

Wirtschaftskompetenz.
Warum die ÖVP vorne liegt, wird bei einem weiteren Detail der ÖSTERREICH-Umfrage deutlich: Eine relative Mehrheit (34 Prozent gegenüber 21 Prozent für die SPÖ) trauen der ÖVP die besseren Konzepte gegen die Wirtschaftskrise zu.

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel