SPÖ und ÖVP liegen sich bei ORF, Steuern, Bildung und Pensionen in den Haaren. Kanzler Faymann appelliert nun an die ÖVP.
Am Vormittag froren die zwei Herren in den leicht unterkühlten Räumlichkeiten des Kanzleramtes. Am Abend bibberten Werner Faymann und Josef Pröll auf der Zuschauertribüne in Schladming – bei minus sieben Grad. Die kalten Außentemperaturen spiegeln auch die gefühlte Kälte in der rot-schwarzen Koalition wider: Keine Frage, in der Regierung hat es sich so richtig ausgekuschelt. Jetzt ist Eiszeit angesagt: Polarbären statt Schmusebären eben.
"Wir haben's versprochen"
Auch wenn Kanzler und Vize
betonen, dass die Koalition natürlich „sehr gut arbeitet“. In sämtlichen
Sachfragen liegen Rot und Schwarz meilenweit auseinander. Besonders harte
Fronten zeigen sich in Sachen ORF. Die ÖVP hatte Montagabend das ORF-Gesetz
schlicht gekippt. Nun geht es um einen eiskalten Kampf um die Macht im ORF.
SPÖ-Bundeskanzler Werner Faymann appelliert jetzt im ÖSTERREICH-Interview an
seinen Regierungspartner: „Wir haben dem ORF eine Gebührenrefundierung in
der Höhe von 160 Millionen Euro versprochen. Ich hoffe, die ÖVP lenkt hier
noch ein.“
ORF, Steuern und Pensionen
Aber auch in Sachen Steuern liegen
zwischen Faymann und ÖVP-Finanzminister Pröll Welten. Der SP-Chef fordert
eine Bankensteuer, um „die Steuerzahler zu entlasten. Die Banken vernetzen
sich immer stärker und wenn der Staat wieder eingreifen muss, ist es nur
gerecht, wenn die Banken dazu was beitragen.“ Pröll will zwar zum von
Faymann geladenen Bankengipfel am 26. Februar erscheinen, hält aber wenig
von der Bankensteuer. Die ÖVP will hingegen die Hacklerregelung kippen und
Studiengebühren einführen. Dagegen läuft die SPÖ Sturm.
Die rot-schwarzen Muskelspiele werden im Superwahljahr munter weitergehen. Ob es bald noch eisiger zugehen wird?
Hier das ganze Interview:
ÖSTERREICH: Die ÖVP hat das ORF-Gesetz
vorerst platzen lassen. War das ein Revanchefoul?
Faymann:
Nein, den ORF muss man gesondert von anderen Inhalten sehen. Aber Fakt ist,
dass eine Gebührenrefundierung in der Höhe von 160 Millionen Euro
beschlossen war.
ÖSTERREICH: Der ORF braucht das Geld, oder?
Faymann:
Uns geht es um die Absicherung eines unabhängigen ORF. Wir hatten vom ORF
gefordert, dass er konsequent spart, und ich habe den Eindruck, dass die
ORF-Geschäftsführung hier auf einem guten Weg ist. Im Gegenzug hatten wir
die Refundierung versprochen. Was man verspricht, sollte man auch halten.
Ich hoffe, dass die ÖVP hier einlenkt.
ÖSTERREICH: In der Koalition scheint insgesamt die Eiszeit
ausgebrochen zu sein. SPÖ und ÖVP sind ja bei sämtlichen Themen von
Bankensteuer über Sparpläne auseinander, oder?
Faymann:
Wir haben in inhaltlichen Fragen Meinungsverschiedenheiten und tragen diese
auch offen aus. Wir sind zwei unterschiedliche Parteien. Ein konstruktiver
Streit um Inhalte ist auch richtig. Aber wenn es um das Sparen geht, haben
wir eine gemeinsame Vorgangsweise.
ÖSTERREICH: Aber der Finanzminister will Steuern erhöhen.
Sie auch?
Faymann: Ein klares Nein zu neuen Massensteuern.
Ich habe konkrete Vorschläge für gerechte Steuern wie die
Bankensolidarabgabe oder Finanztransaktionssteuer gemacht. Josef Pröll hat
bislang noch keine Vorschläge gemacht. Die Sparwirkung seines
Sozialtransferkontos konnte er mir bis heute nicht erklären. Ich habe
hingegen sehr konkrete Pläne. Beim Bankengipfel Ende Februar werden wir im
Interesse der Steuerzahler an einer gerechten Lösung arbeiten.