Die Wiener Grüne-Chefin sieht eine "beachtliche Leistungsbilanz".
Der Radverkehrsanteil in Wien sollte bis 2015 zehn Prozent ausmachen. Nach wie vor dümpelt er aber bei sechs Prozent dahin. Im ÖSTERREICH-Interview schiebt Vassilakou (Grüne) den Bezirken den schwarzen Peter zu.
ÖSTERREICH: Woran liegt es, dass der Radanteil nicht wie geplant stark steigt?
Maria Vassilakou: Wenn man beachtliche Resultate erzielen will, ist der massive Ausbau der Rad-Infrastruktur Grundbedingung. Doch viele Bezirke stehen auf der Bremse. Das ist unverständlich, denn wenn man Pkw- und Radverkehr entflechtet, haben sie schlagartig weniger Probleme miteinander. Außerdem steigern Radwege, Radstreifen und Radstraßen die Sicherheit.
ÖSTERREICH: Wieso bremsen die Bezirkschefs?
Vassilakou: Offenbar wird das Thema Rad von ihnen fälschlicherweise den Grünen allein zugeschrieben und deswegen per se abgelehnt. Für neue Radwege muss man Platz schaffen. Autofahrer und Radfahrer gehen sich ja auf der Straße an engen Stellen gegenseitig auf die Nerven. Aber die Radler können sich nicht in in Luft auflösen. Man muss ihnen den Platz geben.
ÖSTERREICH: Was ist Ihr Vorschlag?
Vassilakou: Hätte nur jeder Bezirk eine Radstraße (Parken und Zufahrt für Kfz erlaubt, Straße vorwiegend für Radler – Anm.) von der Peripherie Richtung Zentrum, wäre das ein Meilenstein zur Steigerung des Radverkehrsanteils. Die Autofahrer würden es danken, denn die Radfahrten werden sich auf diese Straßen konzentrieren. Deswegen mein Appell an die Bezirkschefs: den Polit-Hickhack beiseitelassen und endlich das gemeinsam umsetzen, was der Radverkehr in Wien dringend braucht.
ÖSTERREICH: Zuletzt gab es Zank innerhalb der rot-grünen Koalition. Säbelrasseln vor der Wien-Wahl 2015?
Vassilakou: Nein, aber es ist nicht immer alles eitel Wonne, Sonnenschein. Es zählt nicht, wie oft gezankt wird, sondern, was eine Koalition weiterbringt. Und da hat Rot-Grün im Gegensatz zu anderen Koalitionen eine beachtliche Leistungsbilanz: 365-Euro-Jahreskarte, Gratis-Nachhilfe, Mariahilfer Straße neu, neue U-Bahn- und Straßenbahnlinien. Da geht was weiter. Daher liegt eine Fortsetzung der Koalition auch nach 2015 nahe.
C. Mierau