Der erste Termin für die rot-schwarzen Verhandler steht. Knackpunkte sind EU, Steuerreform, Gesundheit, Pensionen und Studiengebühren.
SPÖ und ÖVP beginnen mit ihren Koalitionsverhandlungen am Montag. Dieses erste offizielle Treffen wird vermutlich im Parlament stattfinden. Wer in den Verhandlungsteams sitzt, ist noch unbekannt. In jedem Fall haben die Herrschaften zahlreiche Hürden zu überwinden.
Nicht spinnefeind
Mit der Designierung von Josef Pröll zum
ÖVP-Chef und der Wahl von Werner Faymann zum SPÖ-Chef wurden zwar die beiden
Koordinatoren der alten Regierung an die Spitze ihrer Parteien gestellt -
sie haben schon bewiesen, dass sie miteinander können, jetzt sind wenigstens
auf höchster Ebene die gröbsten Animositäten ausgeräumt - aber trotzdem: Auf
inhaltlicher Ebene warten noch genügend Stolpersteine. Sie reichen von den
Themen EU und Steuerreform über die Gesundheit bis zu den Pensionen und den
Studiengebühren.
EU via Krone
Die Differenzen in der EU-Frage waren schon der
Auslöser für das Scheitern der alten Koalition, die SPÖ hatte im berühmten
Leserbrief an die "Kronen Zeitung" gefordert, dass über
wesentliche Änderungen des EU-Vertrags eine Volksabstimmung abzuhalten ist.
Am Dienstag - noch vor Beginn offizieller Koalitionsgesprächen - haben
Faymann und Pröll ihre jeweiligen Positionen bekräftigt. Der ÖVP-Chef sieht
ein Bekenntnis zur EU als klaren Bestandteil von Verhandlungen. Der SPÖ-Chef
wiederum schließt aus, von seiner Linie abzurücken.
Steuerreform
Auch die Entlastung der Bürger angesichts der
rasant gestiegenen Inflation hat schon die vor dem Sommer geplatzte
Regierung entzweit. Zuletzt haben aber Faymann und Pröll vereinbart, ein
gemeinsames Konjunkturpaket auszuarbeiten. Es soll in der konstituierenden
Sitzung des Nationalrates am 28. Oktober beschlossen werden. Ob dabei auch
das von der SPÖ gewünschte Vorziehen von Teilen der geplanten Steuerreform
enthalten sein wird, ist noch offen. Das hat die ÖVP ja über Monate
abgelehnt.
Gesundheitsreform
Einig sind sich SPÖ und ÖVP auch, dass
dringend die finanziellen Probleme der Krankenkassen und die im Frühjahr
gescheiterte Gesundheitsreform in Angriff genommen werden müssen. Nur die
Wege zum Ziel sind unterschiedlich. Die SPÖ will den Kassen eine
Überbrückungshilfe gewähren und dann ein umfassendes Paket schnüren. In der
ÖVP hat es immer geheißen, zusätzliches Geld gibt es nur zusammen mit einer
Strukturreform. Die steht noch immer nicht.
Studiengebühren
Harte Diskussionen sind beim Thema
Studiengebühren zu erwarten. Die ÖVP würde die wenige Tage vor der Wahl
gegen ihre Stimmen abgeschafften Gebühren am liebsten wieder einführen. Dem
wird die SPÖ wohl kaum zustimmen können.
Pensionen
Die Pensionen werden wie bei praktisch allen
Koalitionsverhandlungen zwischen SPÖ und ÖVP wohl auch dieses Mal eine
zentrale Rolle spielen. Die ÖVP hat im Frühjahr eine Automatik gefordert,
wonach Maßnahmen zur Sicherstellung der Finanzierung - wie eine Anhebung des
Pensionsalters - im Falle eines Ansteigens der Lebenserwartung automatisch
greifen. Eine entsprechende Vereinbarung mit SPÖ-Sozialminister Erwin
Buchinger hatte die SPÖ aber gekippt, und die Sozialdemokraten sind nach wie
vor dagegen.