Wilde Anti-Österreich-Proteste: Konflikt um Ex-KGB-Offizier eskaliert.
Wilde Demonstrationen vor der Austro-Botschaft in Vilnius, beschmierte rot-weiß-rote Fahnen, Beschimpfungen: "Österreich ist ein beschissenes kleines Land" (siehe Interview). Der Streit zwischen dem EU-Land Litauen und Österreich gerät völlig aus den Fugen. Emanuelis Zingeris, Vorsitzender des auswärtigen Ausschusses im litauischen Parlament, drohte mit völligem Abbruch der diplomatischen Beziehungen zu Österreich. Der litauische Botschafter in Wien wurde zu Konsultationen zurückberufen. Dem österreichischen Geschäftsträger in Vilnius wurde im Außenministerium eine harsche Protestnote in die Hand gedrückt. Auch Staatspräsidentin Dalian Grybauskaite kritisierte das Verhalten Österreichs scharf. Sie nannte die Freilassung des als Kriegsverbrecher gesuchten Ex-KGB-Offiziers Michail Golovatov (62) durch Polizisten am Flughafen Wien-Schwechat in der vergangenen Woche "eine politisch nicht zu rechtfertigende Handlung". Golovatov gilt als "Schlächter von Vilnius", ist in Litauen verhasst. Er gab beim Freiheitskampf Litauens gegen Russland im Jänner 1991 als Kommandant der Spezialeinheit "Alpha" Schießbefehl: 14 Tote.
Austro-Beschimper Laucius: "Wollte euch nicht beleidigen"
ÖSTERREICH: Sie beschimpften Österreich als ein "beschissenes kleines Land" …
Vladimiras Laucius: Ich bin Politologe, wollte Österreich nicht beleidigen. Ich habe das auch so nicht geschrieben. Ich wurde bloß falsch zitiert. Mit meiner Attacke gegen Wien wollte ich meine Verärgerung über die Freilassung von Michail Golovatov zum Ausdruck bringen. Golovatov ist ein Krimineller, ist für das Massaker von 1991 in Vilnius verantwortlich. Ich war damals dabei, als er schießen ließ. Österreich hätte ihn verhaften müssen und nicht wieder freilassen. Darüber empören wir uns. Deshalb auch die Proteste.
ÖSTERREICH: Wien argumentiert mit einem Formalfehler beim Haftbefehl …
Laucius: Das sind doch Ausreden. Man hätte zumindest nachfragen können, ob etwas dran ist an der Sache. So aber haben sie ihn gleich nach Moskau weiterreisen lassen, wo Golovatov als Held dargestellt wird. Wien wollte wohl seine guten Kontakte zu Putin und Medwedew nicht belasten.
ÖSTERREICH: Werden Sie sich für Ihren "Beschissenes Land"-Sager entschuldigen?
Laucius: Warum sollte ich, ich hab’ das so doch nicht gesagt.