Karlheinz Kopf (51) hat zwar lange gebraucht, nun ist er aber dort - in einem absoluten politischen Top-Job.
Als Klubobmann muss er schauen, für Josef Pröll die Reihen in der schwarzen Fraktion dicht zu machen, eine der Schlüsselaufgaben für die kommenden fünf Jahre. Mit dem Vorarlberger sollte ein echter Rollenwechsel im ÖVP-Klub möglich sein. Auf den schweigsamen Journalistenfeind Wolfgang Schüssel folgt der redefreudige Medienfreund Karlheinz Kopf.
Signal für Erneuerung
Kopf ist jetzt nicht mehr die
Nachwuchshoffnung, die er lange darstellte, aber doch ein Signal für
Erneuerung. Denn gerade der auch gesellschaftspolitisch liberale
Wirtschaftsflügel hatte unter Schüssel und auch unter Wilhelm Molterer wenig
zu melden. Josef Pröll setzt hier ein Zeichen, in dem er eine der
wichtigsten Rollen in seinem Team an einen weniger traditionell
ausgerichteten Politiker vergibt.
Wirtschaftsbündler
Der Vorarlberger ist als
Wirtschaftsbündler natürlich in erster Linie ein Mann der Wirtschaft, der
sich jedoch in den letzten Jahren auch immer mehr in den Sozialbereich
hineingearbeitet hat. Unter anderem war Kopf bei der letztlich gescheiterten
Gesundheitsreform 2008 einer der Chefverhandler und ist im Hauptverband der
Sozialversicherungsträger in führender Funktion tätig. Mit der Gewerkschaft
verbinden ihn mittlerweile tragfähige Seilschaften. Unter anderem kann er
mit dem Obmann der Wiener Gebietskrankenkasse Franz Bittner gar nicht
schlecht.
Wichtiger fürs Erste ist freilich, dass er mit dem neuen Chef der ÖVP kann. So richtig zusammengefunden hatte man in der Perspektivengruppe, mit der Pröll den Erneuerungsprozess der ÖVP einleiten sollte. Schon damals spielte Kopf eine der wichtigsten Rollen, und so überraschte es auch kaum, dass der Wirtschaftsbündler nach Prölls Machtübernahme rasch zu dessen engstem Gefährten wurde.
Seit 30 Jahren verheiratet
Politisch begonnen hat der Kopf,
geboren am 27.6.1957, in seiner Heimat Vorarlberg, genauer gesagt in seinem
Heimatort Altach (bei Hohenems). Dort war er nicht nur Präsident des
örtlichen Fußball-Klubs, der mittlerweile in der Bundesliga spielt, sondern
auch nicht weniger als 14 Jahre Vertreter im Gemeinderat. Immerhin sind Kopf
und seine Frau Karin, mit der er seit 30 Jahren verheiratet ist, auch echte
Lokalgrößen.
Gemeinsames Sportbau-Unternehmen
Gemeinsam führt man seit den
90ern das Sportbau-Unternehmen Walser in Altach. Davor hatte sich der
Absolvent einer Handelsschule in Bregenz als Personalchef und Prokurist bei
den Wäschefirmen Huber Tricot und Wolford einen Namen gemacht. Kurz nach dem
Sprung in die Selbstständigkeit ging es für den Vater von zwei erwachsenen
Töchtern nach Wien.
Die Landespartei platzierte Kopf auf einem sicheren Mandat für den Wechsel in den Nationalrat, dem er seit 1994 ununterbrochen angehört. Der Landespartei dankte er dieses Vertrauen mit Treue. Gegen die Parteilinie stimmte er im Nationalrat zu schwarz-blauen Zeiten gegen ein von der Vorarlberger-Landes-ÖVP heftig bekämpftes Krankenkassen-Paket.
Politischer Aufstieg
2000 kam Kopfs politisch wohl wichtigster
Aufstieg. Er folgte dem in die Wirtschaftskammer weiterwandernden Reinhold
Mitterlehner als Generalsekretär des Wirtschaftsbundes, eine machtpolitisch
nicht unwesentliche Position. Kopf entwickelte sich in den letzten acht
Jahren dabei immer mehr zum Vertrauensmann von Wirtschaftskammer- und
Wirtschaftsbund-Präsident Christoph Leitl, der ihn unter anderem zu seinem
Stellvertreter in der Sozialversicherung der Gewerblichen Wirtschaft machte,
ihm die Fraktionsführung im Wirtschaftsparlament überantwortete und ihn mit
heiklen Sozialpartner-Materien im Gesundheitsbereich betraute.
Umweltsprecher im Nationalrat
Nebenbei baute Kopf auch seine
Rolle im Nationalrat aus, wo er als Umwelt- und Energiesprecher fungierte.
Diese Posten wird er nun abgeben, einen anderen kann er auch als Klubchef
behalten. Kopf, einst Tormann beim FC Dornbirn und über lange Jahre
Präsident des Vorarlberger Fußballverbandes, ist Kapitän des FC Nationalrat,
für den er seit Jahren den Kasten sauber hält.