EU

Kosten neue Anleihen uns 4,7 Milliarden?

15.08.2011

Bonds sollen Pleite-Länder retten: Mehrkosten für jeden Österreicher.

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© dpa/Rainer Jensen
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Ist eine gemeinsame EU-Anleihe die Lösung für die Euro-Pleiteländer? Diese Frage entzweit Europa. Österreich hätte gewaltige Mehrkosten.

Die Schuldenkrise droht Europa zu zerreißen. Pleitestaaten, wie Griechenland oder Spanien, drohen den Euro zu einem Schwächling unter den Währungen zu machen. Jetzt drängen einige Staatsmänner Europas auf eine Brutalo-Lösung: „Euro-Bonds“ heißt die neue Zauberformel.

Das System scheint einfach: Bisher gibt jedes Land eigene Anleihen aus. Dar­aus ergibt sich, dass hoch verschuldete Länder höhere Zinsen zahlen müssen. Doch Euro-Bonds sollen einheitliche Euro-Anleihen (Bonds) für alle 17 Staaten der Eurozone werden. Für alle Länder gelten dann die gleichen Zinssätze.

Die Vorteile: Gerade Pleiteländer könnten sich wieder relativ billig Geld ausborgen.

Nachteile: Die ‚reichen‘ Länder (Deutschland, Österreich) haften für die Kredite der anderen. Und auch diese Länder müssten sich per Euro-Bonds Geld ausborgen, müssten dafür dann aber höhere Zinsen bezahlen. Jetzt zahlt Österreich etwa 2,6 %, dann 4,4 %.

Brave Länder zahlen Milliarden
Die Mehrkosten wären gewaltig, sagt IHS-Chef Bernhard Felderer: „Es ist klar, dass es uns sehr viel kostet. Aber genau kann man das noch nicht errechnen.“ Bezahlen würde jeder Steuerzahler.

Einer will es schon jetzt genau wissen: „Österreich würde zwei Milliarden Euro mehr Zinsen bezahlen – jährlich“, errechnete BZÖ-Chef Josef Bucher.

Für Deutschland kalkuliert das Ifo-Institut eine Belastung von 47 Milliarden (für Österreich wären nach dieser Rechnung dann 4,7 Milliarden mehr für Anleihen zu zahlen). Experten warnen auch, dass der Spardruck in Ländern bei billigeren Krediten sinken würde.

Streit um Bonds
Europa liegt im Streit um Euro-Bonds. Natürlich sind die hoch verschuldeten Staaten (auch Frankreich) für die Lösung. Heftig ist der Streit in Deutschland: FDP-Politiker drohen mit Koalitionsbruch, sollte Kanzlerin Angela Merkel dafür sein.

Noch dementiert Merkel ihre Zustimmung, aber: Heute trifft sie Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy.
 

Euro-Bonds: Wir haften für Pleiten

Rettung oder Untergang der Währung­szone – Euro-Bonds sind umstritten. Die Fakten:

  • Das sind Euro-Bonds: eine gemeinsame Anleihe für alle Euroländer. Pleitestaaten bekommen bessere Konditionen. Jetzt müssen sie hohe Zinsen zahlen. Dann wären diese einheitlich (etwa 4,4 Prozent). Wirtschaftlich gesunde Länder haften für Kreditausfälle.
  • Gewinner: Griechenland & Co. wären der Macht von Spekulanten nicht mehr ausgeliefert.
  • Verlierer: Wirtschaftlich starke Länder (etwa Österreich) müssten für Anleihen mehr Geld zahlen.
  • Gefahr: Der Anreiz zum Sparen würde für Pleiteländer sinken. Sie bekämen frisches Geld relativ billig. Sanieren und Sparen wären unattraktiv.

 

IHS-Chef Felderer: "Anleihen brauchen wir nicht"

Bernhard Felderer, Chef des Instituts für Höhere Studien, über Euro-Bonds.

ÖSTERREICH: Was wären die Nachteile dieser Euro-Bonds?
Bernhard Felderer: Alle Eurostaaten haften dann für die Ausfälle der ärmeren Länder. Da geht es um Hunderte Milliarden, die wir in Länder transferieren, die ihre Aufgaben nicht gemacht haben. Aber der Grundgedanke der Währungsunion war ja, dass jedes Land seine ­eigenen Budgets in Ordnung bringt. Und: Der Zinssatz für unsere Staatskredite würde spürbar ansteigen.

ÖSTERREICH: Brauchen wir diese Bonds?
Felderer: Wir brauchen sie nicht. Wir erfinden immer neue Dinge, um den Problemländern das Leben leichter zu machen.

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