Power International
Kritik an MPM-Miteigentümer Grasser
21.04.2009
Das neue Board unter Vorsitz von Wolfgang Vilsmeier präsentierte die vorläufigen konsolidierten Zahlen 2008. Dabei bekam Grasser sein Fett ab.
Die außerordentliche Hauptversammlung der Power International (PI), frühere Meinl International Power (MIP), hat am Dienstag mit "Aktionismus" begonnen: Mit einem beim Eingang verteilten Flugblatt griff die Meinl Bank das von der Bank unabhängige neue Board frontal an. Ein Vertreter der Meinl Bank selber war laut den Verteilern der Flugzettel bei der Aktion nicht präsent.
"Am Ende wird abkassiert"
Der einflussreichste Anleger
von PI sei "Elliott Associates, einer der weltweit aggressivste
Hedgefonds", heißt es dort. "Am Ende wird abkassiert",
das solle nun auch bei der PI funktionieren. "Fakt ist, dass die Meinl
Bank nicht für die negative Kursentwicklung in Folge der Finanzkrise
verantwortlich ist", hieß es weiter. Die Meinl Bank habe sich nicht auf
Kosten von Kleinanlagern bereichert, die Gebühren seien "marktüblich"
gewesen und keineswegs überhöht.
Heiße Debatte
Die Debatte bei der außerordentlichen
Hauptversammlung der Power International, ehemals Meinl International Power,
war wieder von einer Auseinandersetzung über Gebühren und Kosten geprägt.
Das neue Board unter Vorsitz von Wolfgang Vilsmeier präsentierte die
vorläufigen konsolidierten Zahlen für 2008 und Kostenvergleiche zwischen der
alten und der neuen Führung. Laut Vilsmeier agierte das seit November 2008
amtierende neue Board wesentlich billiger und kostengünstiger als die alte
Meinl-nahe Führung unter Ex-Verbund-Chef Hans Haider.
Auch Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser, Drittel-Eigentümer der Managementgesellschaft MPM, kam ins Visier. Grasser hat bereits angekündigt, er wolle seine Anteile zurückgeben.
Senkung der Management-Gebühren
Das alte Board unter Haider
habe pro Monat 2,17 Mio. Euro erhalten, die neue Führung unter Vilsmeier
monatlich 615.000 Euro, dazu kämen noch 356.000 Euro pro Monat für
außerordentliche Kosten (Anwälte, Gutachten), insgesamt also 971.000 Euro
pro Monat. Auch seien die Management-Gebühren von monatlich rund 700.000
Euro auf rund 100.000 Euro gesenkt worden. Die derzeitige außerordentliche
Hauptversammlung, organisiert vom neuen Board im Niederösterreichischen
Landhaus in Wien, koste 215.000 Euro, die von Haider organisierte
Hauptversammlung habe hingegen stolze 4 Mio. Euro gekostet, so Vilsmeier.
252 Mio. Euro im Mai ausgeschüttet
Power International sei
ein "auf langfristige Perspektive aufgebauter" Fonds mit einem
überaus komplexen Konstrukt und hohen Kosten, führte Vilsmeier aus. Nach wie
vor bleibe das Problem überhöhter Gebühren an die Meinl Bank-nahe
Managementgesellschaft sowie zahlreiche Rechtsstreitigkeiten mit der Meinl
Bank. Daher empfehle er den Aktionären, einen Beschluss zur geordneten
Liquidation zu treffen. Vom per Jahresende 2008 vorhandenen Cash-Bestand von
394 Mio. Euro sollen zunächst 252 Mio. Euro an die Zertifikate-Inhaber
zurückgeführt werden. "Mit ihrer Zustimmung kann das im Mai
ausgeschüttet werden", so Vilsmeier. Die Beteiligungen sollten in
einem geordneten Auktionsvefahren mit Hilfe der Investmentbank Goldman Sachs
verkauft werden. Weiters solle das Board verkleinert werden.
Vilsmeier jammert über Grasser
Die damalige Meinl
International Power (MIP) war am 1. August 2007 an der Wiener Börse
gestartet. Für die massiv beworbene Gesellschaft waren Zertifikate um 10
Euro ausgegeben worden. Insgesamt wurden 600 Mio. Euro Brutto-Erlös beim IPO
erzielt. Der Kursverlust betrug seit dem Börsengang über 41 Prozent, führte
Vilsmeier aus. Die Struktur sei sehr kompliziert, weil über zypriotische
Zwischenholdings die Beteiligungen gehalten würden. Auch sei Grasser,
Chairman der Power-Managementgesellschaft, bei der Ermittlung der aktuellen
Lage nicht sehr kooperativ gewesen, klagte Vilsmeier.
"Abrechnung" mit Grasser
Alexander Proschofsky,
Anführer der "rebellischen Aktionäre" die das Meinl-nahe Ex-Board gestürzt
hatten, "rechnete" mit mit Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser ab. Grasser
war seit Börsenstart im August 2007 als Chairman und Drittel-Eigentümer der
Power-Managementgesellschaft MPM tätig, vor kurzem hat er seinen Rückzug
angekündigt. Laut Meinl Bank soll Grasser nun für seinen Drittel-Anteil an
der MPM nur einen Euro bekommen. "Da sehen Sie was die Meinl Bank vom Wert
ihrer Managementgesellschaft hält", ätzte Proschofsky. Grasser habe seinerzeit einen Euro in die Gesellschaft investiert, nun werde er auch
einen Euro zurückbekommen: "Er hat in der Wirtschaftskrise eine beachtliche
Performance gezeigt".
Grasser hatte für seinen Job als Direktor und Drittel-Eigentümer der Meinl Power Management Limited mit Firmensitz auf Jersey genau einen Euro investiert. Laut dem Börseprospekt der Meinl International Power (MIP) wurde die Managementgesellschaft am 15. Juni 2007 unter dem Recht von Jersey gegründet. Das genehmigte Kapital betrug bis zu 50.000 Euro, eingeteilt in bis zu 50.000 Aktien mit einem Nominalwert von je einem Euro. Das ausgegebene Aktienkapital, das voll einbezahlt wurde, betrug 3 Euro, eingeteilt in drei Aktien mit einem Nominalwert von je 1 Euro. Davon hielt die Meinl Bank zwei Aktien und Grasser eine Aktie.
Die MPM hätte im vergangenen Jahr um einen zweistelligen Millionenbetrag an den britischen Hedgefonds Audley Capital Advisors von Michael Treichl verkauft werden sollen - ein Deal, den die Aktionäre um Proschofsky gekippt haben.
Für Grasser scheint das Engagement bei der Power aber doch recht einträglich gewesen zu sein: Laut Medienberichten hat Grasser als Chairman der Managementgesellschaft alleine im Vorjahr 1,2 Mio. Euro brutto erhalten. Die MPM hatte 2008 von der Power 8 Mio. Euro Honorar erhalten.