Innerhalb der Kirche
Küng ortet "homosexuelle Netzwerke"
23.05.2010
Betroffene Klöster oder Seminare sollten zugesperrt werden, fordert der St. Pöltner Diözesanbischof.
In Priesterseminaren und Teilen des katholischen Klerus gibt es nach Einschätzung des St. Pöltner Diözesanbischofs Klaus Küng "homosexuelle Netzwerke". Solche Netzwerke könnten ein Kloster oder eine Diözese sogar existenziell bedrohen, so Küng in der deutschen katholischen Tageszeitung "Tagespost". Es bilde sich nämlich eine Atmosphäre, "die ganz bestimmte Personen anzieht, andere dagegen abstößt zum großen Schaden der Seelsorge", so Küng, der sich auch klar zum Zölibat bekannte.
Zusperren ist die Lösung
Nähmen homosexuelle Netzwerke
überhand, gebe es nur eine "radikale Lösung: Unter Umständen Schließung
solcher Seminare und Klöster mit einem Neubeginn", sagte Küng. Der in der
österreichischen Bischofskonferenz für Familienfragen zuständige Oberhirte
sprach sich aber gegen ein generelles Aufnahmeverbot von
gleichgeschlechtlich orientierten Priesteramtskandidaten aus, sondern
forderte eine besonders genaue und eingehende Prüfung.
Kein Zusammenhang mit Pädophilie
Auch wies er die im Zuge
der Missbrauchsdebatte auch von höchstrangigen Kirchenvertretern geäußerte
Ansicht zurück, zwischen Homosexualität und Pädophilie gebe es einen
direkten Zusammenhang.
Verbreitete "Erotisierung"
Küng wandte sich auch gegen
eine Abkehr von der Zölibatsverpflichtung für Priester und stellte sich
damit gegen seinen Eisenstädter Bischofskollegen Paul Iby. Es gebe "kein
stärkeres Zeichen für Gott und für die Liebe zur Kirche als den
freiwilligen, bewussten Verzicht auf Ehe und Familie", betonte Küng. Für die
Verwässerung dieses Zeichens machte er die verbreitete "Erotisierung"
mitverantwortlich, die von der Gesellschaft auch in die Kirche
hereingeschwappt sei.
"Innere Logik"
Küng verteidigte in dem
Zeitungsinterview auch die Kirchenlinie gegenüber wiederverheiratete
Geschiedene, die wegen Ehebruchs keine Kommunion empfangen dürfen. Der
Empfang der Eucharistie setze "immer (...) die Bemühung voraus, im Einklang
mit den Weisungen des Herrn zu leben", sagte der Bischof dazu. Lebe man mit
einer anderen Person als der kirchlich angetrauten in einer sexuellen
Beziehung zusammen, sei dies nicht gegeben. "Wenn die Kirche die Einhaltung
dieser Kriterien fordert, ist das nicht ein Mangel an Barmherzigkeit,
sondern die Folge einer inneren Logik". Wiederverheiratete Geschiedene
könnten aber die Kommunion empfangen, sollten sie ihre sexuelle Gemeinschaft
nicht fortführen und "wie Bruder und Schwester leben".
Klaus Küng war noch in seiner Zeit als Feldkircher Bischof als "Trouble-Shooter" in die Diözese St. Pölten gekommen. Im Juli 2004 wurde er zum Apostolischen Visitator bestellt, um die Situation in der Diözese und im Priesterseminar zu klären, nachdem Vorwürfe der Kinderpornografie und praktizierter Homosexualität bekanntgeworden waren. Am 7. Oktober 2004 wurde Küng zum Bischof von St. Pölten und damit als Nachfolger von Kurt Krenn ernannt. |