Immer mehr Prominente äußern ihr Unbehagen mit der Politik von Türkis-Blau.
Wien. Den Stein ins Rollen gebracht hatte Wolfgang Ambros in der Vorwoche mit einem Interview in der Süddeutschen („Ich bin mir sicher, dass es viele braune Haufen in der FPÖ gibt“). In ÖSTERREICH hatte er mit seiner Kritik an der Regierungsbeteiligung der FPÖ noch nachgelegt („Die FPÖ verschwindet wieder in der Bedeutungslosigkeit“).
Rainhard Fendrich sprang seinem Freund umgehend bei („Die demokratischen Grundwerte sind gefährdet“), jetzt äußerten eine ganze Reihe von Künstlern in der aktuellen Ausgabe von NEWS ihr Unbehagen mit der Regierung (siehe links). Von Ostbahn-Kurti bis Seiler & Speer, von Hubert von Goisern bis Jazz Gitti.
Anti-Blau-Rap. Die Protestwelle schwappt sogar bis aufs Frequency-Festival über. Cloud-Rapper Yung Hurn, der musikalische Aufsteiger des Jahres, rief „F*ck die FPÖ!“ in die Menge – und 30.000 schrien mit.
Auch zwei prominente Schriftsteller melden sich in der Apa zu Wort. Michael Köhlmeier, der bereits am 4. Mai bei der Gedenkfeier für die Opfer des Nationalsozialismus eine aufrüttelnde Rede gehalten hat, sagt über seine Erwartungen zu den bevorstehenden 100-Jahre-Republik-Feiern: „Dass Herr Kurz … nicht nur Schulaufsatzfloskeln hintereinander hängt. Ich wünsche mir einen Bundeskanzler und nicht jemanden, der einen Bundeskanzler spielt, der entweder schweigt oder nichts sagt. Bitte, nicht wieder dieser Automatensprech.“
Und sein Kollege Peter Henisch sagt: „Was derzeit überall passiert, ist ein Verhunzen und Verderben der Seele einer Bevölkerung, die im Prinzip gutartig ist. Es gibt die coolen, Typus Kurz, und es gibt die brutalen, Typus Salvini. Aber im Grunde leisten sie dasselbe: Sie entfesseln die miesen Instinkte der Menschen.“
Keine Frage: Die Regierung hat ein Problem mit einem großen Teil der Künstler.
Yung Hurn: Austro-Rapper skandierte "F*ck die FPÖ"
Er ist der Shooting-Star der österreichischen Hip-Hop-Szene und legte Donnerstagnacht beim Frequency-Festival einen Auftritt der Superlative hin: Yung Hurn eroberte die Bühne mit nacktem Oberkörper, Wodkaflasche in der Hand – und einer deutlichen Message: Fick die FPÖ zog sich als Parole durch seine 60-minütige Performance, und 30.000 Fans stimmten ein.
Der 23-jährige aus Wien-Donaustadt, mit bürgerlichem Namen Julian Seilmeister, erobert als sogenannter Cloud Rapper die Charts, im Mai erschien sein aktuelles Album 1220. Der YouTube-Hero, der inzwischen in Berlin lebt, tritt auch unter dem Namen K. Ronaldo als sein fiktiver eigener Bruder auf.
Kulthits des skandalfreudigen Yung Hurn wie Popo, Bianco sangen die Fans beim Frequency Wort für Wort mit, eine solche Stimmung hat das Festival selten gesehen. Was FPÖ-Klubchef Johann Gudenus zu Yung Hurns Fick-die-FPÖ-Parole sagt? „Mit dem Namen disqualifiziert er sich selbst“, so Gudenus auf oe24.TV.
Gudenus: "Sind verletzte Gefühle bei SPÖ & Grünen"
oe24.TV: Was haben Sie empfunden, als Sie die „braune Haufen“-Attacken von Ambros gelesen haben?
Johann Gudenus: Ich bin unglücklich darüber, dass ein renommierter Künstler sich dazu hinreißen lässt, eine gesamte Wählerschaft so zu beschimpfen. Es wäre Zeit, die Gemüter wieder abkühlen und Sachlichkeit walten zu lassen. Wir erkennen an, dass er ein großer Künstler ist – umgekehrt sollte anerkannt werden, dass wir eine staatstragende Partei sind, wo solche Vorwürfe fehl am Platz sind.
oe24.TV: Rapper Yung Hurn hat Tage später das Lied „F*ck die FPÖ“ angestimmt …
Gudenus: Es gibt immer wieder Möchtegern-Künstler, die glauben, sich profilieren zu können. Das ist ein altes Spiel und wir sollten uns damit nicht lange aufhalten. Tatsache ist, wir regieren erfolgreich und natürlich gibt es da immer wieder verletzte Gefühle auf der Verliererseite – also in SPÖ-Nähe und im Umfeld der Grünen.