Skandal bei Prozess

Küssel: Hitler-Gruß im Gericht

24.05.2012

Aufregung um Anwalt - Er hielt auch Hitler-Rede.

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© APA/ Pfarrhofer
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Nach dem Startschuss im Wiederbetätigungsprozess gegen Gottfried Küssel und seine beiden Mitangeklagten Felix B. und Wilhelm A. kam es gestern zum nächsten Eklat. Der Anwalt von Felix B. hob nicht nur mitten im Gerichtssaal seine Hand zum Hitlergruß, auch seine minutenlangen Ausführungen über Hitler sorgten für Tumult im Gericht.

Der Prozesstag begann mit der Zeugeneinvernahme eines 20-Jährigen. Der behauptete: Mit dem Angeklagten Felix B. habe er im April 2010 an einer Feier der Akademischen Ferialverbindung Reich teilgenommen. Von zahlreichen „Sieg Heil“-Rufen ist die Rede, von einem Hitlergruß und einer „glorifizierenden Rede“, die der Angeklagte Felix B. dort über Adolf Hitler gehalten haben soll.

Wahrheitsfindung
Anwalt Herbert Orlich aber bezweifelt die Schuld seines Mandanten und wollte sich zeigen lassen, wie der Gruß denn genau ausgesehen habe, den Felix B. getätigt haben soll. „Ich wollte herausfinden, ob der Zeuge genau weiß, was ein Hitlergruß ist. Es gibt ja beispielsweise große Ähnlichkeiten mit dem Olympischen Gruß“, erklärt Orlich im Gespräch mit ÖSTERREICH. Nach Beschreibung des Zeugen hob der Anwalt im Gerichtssaal seinen rechten Arm, reckte ihn in die Höhe.

Hitler-Rede
Weitere Irritationen: Um herauszufinden, was eine „glorifizierende Rede auf Adolf Hitler“ ist, gab Orlich minutenlang Ausführungen über diesen zum Besten. Schon am 1. Verhandlungstag war der Jurist mit Kartentricks aufgefallen und weil er die 3. Strophe des Deutschlandliedes sang.

Orlich wurde daraufhin abgemahnt – allerdings nicht wegen des Hitlergrußes, sondern weil er die Objektivität des Gerichts anzweifelt. Für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung.

Nazi-Kontakte zu Deutschen
Die heimische Neonazi-Szene ist seit der Verhaftung von Gottfried Küssel laut Verfassungsschutz-Insidern angeblich „kopflos und geschwächt“.

Dafür würden sich die Austro-Neonazis nun noch stärker an Deutschland anlehnen. Bereits seit einigen Jahren beobachtet der deutsche Verfassungsschutz diesen regen Austausch. Auch Gottfried Küssel und weitere ehemalige Kameraden des VAPO-Gründers sollen sich regelmäßig im Nachbarland aufgehalten haben. Jetzt dürften Deutsche die Führung übernommen haben.

Die Verstrickungen laufen auch über Online-Plattformen und über „geheime“ Treffen in Deutschland.

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