Die EU-Spitzen berieten sich in Berlin hektisch über die EU-Top-Jobs. Ex-Kanzler Gusenbauer ist – noch – im Rennen als EU-Außenminister.
Offiziell ging es am Montag in Berlin „nur“ um die Mauerfall-Feierlichkeiten. Hinter den Kulissen jedoch rangen die 27 EU-Länder um die Bestellung zwei neuer Topjobs: Ab 1. Dezember werden erstmals ein EU-Ratspräsident und ein aufgewerteter EU-Außenminister bestellt.
SP-Kanzler Werner Faymann, der im SP-Nominierungsteam mit Spaniens Zapatero und Dänemarks Rasmussen ist, traf zu einem Vier-Augen-Gespräch mit Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel zusammen. Die Favoriten für den Ratspräsidenten sind der belgische Premier Herman van Rompuy, der niederländische Premier Jan Peter Balkenende und – mit Außenseiterchancen – Wolfgang Schüssel.
Gusenbauers Manko
Die SP-Parteichefs verhandelten gestern noch
hektisch über die Nominierung des EU-Außenministers. Denn der bisherige
Favorit, Großbritanniens Außenminister David Miliband, ziert sich. Und
Italien versuchte Ex-Regierungschef Massimo D’Alema in Pole Position zu
bringen. Sein Plus: Er kommt aus einem großen NATO-Land und wird vom
konservativen italienischen Premier Silvio Berlusconi unterstützt. Sein
Manko: Er ist Ex-Kommunist und wird von den Ost-EU-Ländern bekämpft.
Und auch Ex-SP-Kanzler Alfred Gusenbauer sei „wieder im Spiel“, sagt SP-EU-Mandatar Hannes Swoboba. Gusenbauer wird von seinem langjährigen Freund Zapatero, aber auch von französischen Sozialisten favorisiert. SP-EU-Delegationsleiter Jörg Leichtfried sagt aber: „Wir sind kein NATO-Land, und damit hat Gusenbauer kaum Chancen.“
Am Abend kristallisierte sich dann eine neue Favoritin heraus: die britische Handels-Kommissarin Catherine Ashton.