Abschiebung
Kurden-Familie will in Österreich bleiben
25.02.2008
Ähnlich wie im Fall Zogaj hoffen auch die Naymans auf ein humanitäres Bleiberecht. Als Kurden fühlen sie sich in der Türkei bedroht.
Nach der Causa Zogaj ist in Oberösterreich ein ähnlicher Fall bekanntgeworden: Eine sechsköpfige kurdische Familie, die seit über fünf Jahren in Hellmonsödt (Bezirk Urfahr-Umgebung) lebt, ist von der Abschiebung bedroht. Über 500 Unterschriften sind in dem Mühlviertler 2.100-Einwohner-Ort für die Naymans gesammelt worden. Die Gemeinde setzt sich für einen humanitären Aufenthalt ein.
Dorfgranden hinter der Familie
ÖVP-Bürgermeister Anton Schwarz
und Günter Rombold - emeritierter Professor der Katholisch-Theologischen
Hochschule in Linz - traten als Fürsprecher der Familie Nayman auf. "Die
Aufnahme gut integrierter Familien ist ein Gewinn für Österreich",
sprach sich Rombold für ein Bleiberecht von Langzeit-Asylwerbern aus. "In
zehn oder 20 Jahren sind wir froh, dass sie geblieben sind."
In Türkei bedroht
Die Naymans seien als Kurden in der
Türkei mehrfach bedroht worden, so Rombold. Die politische Situation sei
gefährlich. Beziehungen in die Türkei habe die Familie keine, so der
Theologe, aber nach Österreich: Frau Naymans Schwester habe schon die
Staatsbürgerschaft. Die älteste Tochter Pinar sei bereits verheiratet. Ihr
Mann habe eine Aufenthaltsgenehmigung, ihr Schwiegervater sei bereits
Österreicher.
Familie ist integriert
Schwarz hat einige der Kinder als Lehrer
unterrichtet und betonte die gute Integration der Familie. Sie würden am
öffentlichen Leben teilnehmen, zwei Buben spielen Fußball in örtlichen
Vereinen. "Die Kinder haben ihre zweite Heimat bei uns gefunden."
Der Gemeinderat spreche sich per Resolution für den Verbleib der
muslimischen Familie in Österreich aus, so der Bürgermeister. Ein Antrag auf
humanitären Aufenthalt wird voraussichtlich am Dienstag eingereicht.
"Meine Kinder sind Österreicher"
Derzeit lebt die
Familie in einer Zwei-Zimmer-Wohnung und ist auf Hilfe aus der Bevölkerung
angewiesen, weil der Vater, der davor in einer Reinigungsfirma tätig war,
keine Arbeitsgenehmigung mehr hat. Die beiden älteren Kinder würden auch
gerne arbeiten: Tochter Pinar habe in der Schule "in Mathematik geglänzt",
erzählte Rombold, Sohn Vedat möchte Metallbautechniker werden. "Meine
Kinder sind Österreicher, nicht Türken", hofft Vater Refik
auf eine Zukunft in Österreich.
Grüne für Bleiberecht
Die Grünen halten es für ein
grobes Unrecht, wenn die Familie abgeschoben würde. "Wer so lange in einem
Asylverfahren gefangen und so gut integriert ist wie die kurdische Familie
Nayman in Hellmonsödt, hat ein absolutes Bleiberecht", findet der Grüne
Menschenrechtssprecher Gunther Trübswasser.
FPÖ schimpft die ÖVP
Die Freiheitlichen werfen der ÖVP
Oberösterreich vor, einen neuen Fall Zogaj konstruieren und die Gesetzes
aushebeln zu wollen. "Wenn der Familie Nayman Asyl zusteht, wird sie dieses
auch erhalten, wenn nicht muss sie abgeschoben werden", meinte der
FPÖ-Nationalratsabgeordnete Manfred Haimbuchner.