Vermächtnis
Kurt Kuch: Sein Tod rüttelt Österreich auf
04.01.2015"Don’t Smoke": Nach Kuchs Lungenkrebs-Drama wird Rauch-Verbot gefordert.
Er war der „Unerschrockene“ – NEWS-Journalist Kurt Kuch . Aufdecker der Nation. Journalist des Jahres. Familienvater. Er hinterlässt seine Frau Elke, und Lea, die zwölfjährige Tochter. Lea galt auch der erste Gedanke, als er im April die Diagnose Lungenkrebs gestellt bekam: „Dass ich ihre Hochzeit nicht erleben würde. Ihre Matura … weil ich Trottel geglaubt habe, ich muss rauchen“.
Via Facebook und Twitter Kampf gegen Rauchen
Kuch hat seinen Kampf verloren. Aber sein Tod bewegt
, rüttelt auf, auch die Politik: SP-Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser meldete sich zu Wort, ebenso VP-Vizekanzler Reinhold Mitterlehner und Peter Pilz, Grüne.
Monatelang hat sich Kuch gegen die Krebserkrankung gestemmt. Mutig ging er mit seinem Schicksal an die Öffentlichkeit. Via Twitter und Facebook verwob er seine eigene Geschichte mit seinem Engagement für die Nichtraucher-Bewegung „Don’t Smoke“: „Ich kann nicht von allen Transparenz einfordern“, sagte er dem Falter, „und wenn es um mich selber geht, dann ist Schluss.“
Sein größter Wunsch: Österreich aufzuwecken. Menschen vom Rauchen abzuhalten: „Rauchen war die dümmste Entscheidung meines Lebens“, so Kuch.
Kurt Kuch war Reporter aus Leidenschaft
Er spürte die Immobiliengeschäfte des einst mächtigen Raiffeisenbosses Stepic auf. War unser einziger Vertreter bei der Aufdeckungsplattform „Off-Shore Leaks“.
Doch der Kampf für die Nichtraucherbewegung war zuletzt sein Thema. Er wird fortgesetzt: „Wir werden nicht nachlassen“, sagt Hellmut Samonigg, Krebsspezialist und Präsident der „Don’t Smoke“-Initiative: „Das sind wir Kurt schuldig.“
Österreich brauche endlich einen umfassenden Nichtraucherschutz: „Es muss vonseiten der Politik 2015 Elementares passieren – Österreich ist beim Nichtraucherschutz europaweit Schlusslicht. Hinter Ländern wie Bulgarien, der Ukraine und der Türkei.“
Raucher: Chance für Verbot so groß wie nie
Die Betroffenheit über Kurt Kuchs Tod ist groß. Und der Wunsch, seinen letzten Willen umzusetzen, geht quer durch die politische Landschaft. Ein totales Rauchverbot in der Gastronomie, das will Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser jetzt „mit noch mehr Elan“ angehen. „Wir müssen dieses Schicksal anderen Familien ersparen“, sagt sie im ÖSTERREICH-Interview. Noch in diesem Jahr möchte sie das Verbot umgesetzt haben.
Oberhauser bietet Wirten Entschädigungen an
Die Chance für ein Verbot ist groß wie nie zuvor: ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehner sprach sich am Sonntag via Twitter dafür aus: „Rauchfreie Lokale ja“, schrieb er . „Wir brauchen Finanzierung für Betriebe, die in Abtrennung Raucher/Nichtraucher investiert haben.“ Diesen Wirten hat Oberhauser vergangene Woche eine günstigere steuerliche Abschreibung
in Aussicht gestellt. Die Umbauten waren nötig, weil sich die ÖVP bisher gegen ein totales Rauchverbot aussprach.
Auch Grün-Politiker Peter Pilz meldete sich zu Wort. „Also ich schlage vor: Gemeinsamer Nicht-Raucherantrag gleich im Jänner im Nationalrat. Wer macht mit?“
"Müssen dieses Schicksal anderen Familien ersparen"
Gesundheitsministerin Oberhauser will das Rauchverbot dieses Jahr „durchziehen“.
ÖSTERREICH: Wer war Kurt Kuch für Sie? Haben Sie ihn persönlich gekannt?
Sabine Oberhauser: Wir kannten uns nur über Facebook und haben uns ausgemacht, dass wir uns im neuen Jahr treffen werden. Dazu ist es leider nicht mehr gekommen.
ÖSTERREICH: Sie unterstützen seine Initiative.
Oberhauser: Ja, und es wäre sicher in seinem Sinne, dass man das jetzt nutzt, um anderen Familien dieses Schicksal zu ersparen.
ÖSTERREICH: Was wollen Sie konkret tun?
Oberhauser: Man muss das Rauchen erschweren. Schwerpunkt ist die rauchfreie Gastronomie. Das will ich dieses Jahr durchziehen. Das zweite sind die Jugendlichen. Man muss verhindern, dass sie anfangen zu rauchen.
ÖSTERREICH: Vizekanzler Mitterlehner hat sich jetzt für rauchfreie Lokale ausgesprochen ...
Oberhauser: Wenn das eine gemeinsame Aktion der Regierung wird, dass wir das Rauchen in Lokalen schnell beenden, würde es mich irrsinnig freuen.