Zilks Ziehsohn
Kurt Scholz geht in Pension
28.10.2008
Wiens Restitutionsbeauftragter und früherer Stadtschulratspräsident verabschiedet sich mit 60 Jahren in den Ruhestand.
Kurt Scholz, Wiens einstiger Stadtschulratspräsident und zuletzt Sonderbeauftragter der Stadt für Restitutions- und Zwangsarbeiterfragen, ist am Dienstag in den Ruhestand getreten. Seine Aufgaben bei den Restitutionsangelegenheiten wurden vom Geschäftsbereich Recht der Magistratsdirektion übernommen. "Der Mensch und die Persönlichkeit Dr. Kurt Scholz sind aber unersetzbar", würdigte Magistratsdirektor Ernst Theimer den 60-jährigen Neo-Pensionisten.
Vom Lehramt ins Ministerium
Der am 19. August 1948 im
niederösterreichischen Ernstbrunn geborene Scholz studierte von 1966 bis
1973 in Wien, wo er mit den Ideen der 68er-Bewegung in Berührung kam.
Anschließend arbeitete er als Mittelschulprofessor, bis er 1975 ins
Unterrichtsministerium berufen wurde, wo er unter anderem am
"Zeitgeschichte-Koffer" mitarbeitete.
"Mahnmal gegen Krieg und Faschismus"
Mit seinem
sozialdemokratischen Mentor Helmut Zilk wechselte Scholz 1984 in die Wiener
Stadtverwaltung, wo er im Präsidialbüro insbesondere für internationale
Beziehungen zuständig war. Unter anderem war er mit der Gründung des
Jüdischen Museums und der Aufstellung von Alfred Hrdlickas "Mahnmal gegen
Krieg und Faschismus" befasst. 1991 avancierte er zum Bereichsleiter für
Kultur und Schule, bevor er 1992 schließlich zum Stadtschulratspräsidenten
gewählt wurde.
"Publicitygeiler Stadtneurotiker"
In dieser Funktion
setzte er zahlreiche Initiativen im Bereich Ausländerintegration,
Gesundheitserziehung oder Ganztagsbetreuung und war dabei stets für seine
offenen Worte bekannt, etwa zur Leistungsfestellung von Lehrern. In diesem
Zusammenhang wurde Scholz von der Lehrergewerkschaft als "publicitygeiler
Stadtneurotiker" bezeichnet, während ÖVP-Bildungsministerin Elisabeth Gehrer
ihm mitteilen ließ, dass seine Aussendungen ihr "auf die Nerven gehen".
Von Wiens SPÖ-Bürgermeister Michael Häupl wurde er lange Zeit als jemand geschätzt, der "Dinge offen anspricht". 2001 erfolgte aber seine Ablöse durch Susanne Brandsteidl, und Scholz wurde von Häupl zum neuen Restitutionsbeauftragten ernannt.