Flüchtlingskrise
Kurz:"Asyl-Zustrom drastisch reduzieren"
11.06.2016Außenminister Kurz bleibt bei dem Plan, Flüchtlinge auf Inseln wie Lesbos zu internieren.
In ÖSTERREICH macht der VP-Minister klar: Das Integrationskonzept der Regierung hänge auch daran, die Zahl der Flüchtlinge zu verringern.
ÖSTERREICH: Sie hatten ein Treffen mit SP-Verteidigungsminister Doskozil. Sind Sie in der Asylpolitik auf einer Linie?
Sebastian Kurz: Minister Doskozil, Innenminister Sobotka und ich ziehen in der Asylpolitik alle an einem Strang. Wir sind einig, dass man den Zustrom nach Europa drastisch reduzieren muss. Dafür sind derzeit nationale Maßnahmen nötig, aber wir bemühen uns alle drei auch um eine EU-Lösung. Der Schutz der EU-Außengrenzen ist dafür etwa sehr wichtig.
ÖSTERREICH: Ungarn will auch nach dem Besuch von Doskozil keine Flüchtlinge mehr zurücknehmen...
Kurz: Das zeigt, es ist wichtig, dass wir unsere eigene Grenzsicherung gewährleisten.
ÖSTERREICH: Ihr Vorschlag einer Asylpolitik à la Australien mit Internierungslagern auf Inseln hat für große Aufregung gesorgt. Bleiben Sie dabei?
Kurz: Selbstverständlich. Ich habe immer gesagt, dass das australische Modell nicht 1 zu 1 umsetzbar sei, aber vom Grundsatz her das richtige sei. Teile davon werden ja längst praktiziert. Illegale Migranten, die in Lesbos ankommen, werden dort in Lagern festgehalten und dann in die Türkei abgeschoben. Wir brauchen Asylzentren nahe an Europa, um illegale Schleppertätigkeiten und das Sterben im Mittelmeer zu stoppen.
ÖSTERREICH: Die Kritik lässt Sie kalt?
Kurz: An all jene, die meine Vorschläge kritisieren, habe ich eine Frage: Soll ein Migrant, der in Lampedusa ankommt, zum Brenner weitergewunken werden? Wer gegen das Anhalten ist, ist für Weiterwinken.
ÖSTERREICH: Sie arbeiten mit SP-Staatssekretärin Duzdar ein Integrationskonzept aus...
Kurz: Eine erfolgreiche Integration hängt auch von der Anzahl jener ab, die integriert werden müssen. Auch deswegen muss der Zustrom reduziert werden. Spracherwerb, Erlernen unserer Werte und ein gewisser Zugang zum Arbeitsmarkt sind Schlüssel zur Integration von Asylberechtigten.
Interview: Isabelle Daniel