VP-Kanzlerkandidat Kurz über Terror, seinen Wahlkampfschwerpunkt und die SP-Krise.
ÖSTERREICH: Nach dem jüngsten Terrorattentat in Barcelona hat man den Eindruck, Europa gewöhnt sich an Terror, oder?
Sebastian Kurz: Man darf sich nie daran gewöhnen oder damit abfinden. Wir müssen den Kampf gegen Terrorismus entschlossen führen – außerhalb Europas auf militärischer Ebene, in Europa mit polizeilichen Maßnahmen und Anti-Ideologisierungskonzepten. Neun von zehn Terroranschlägen werden von radikalen Islamisten verübt.
ÖSTERREICH: Was können/wollen Sie konkret politisch dagegen unternehmen?
Kurz: Wir müssen etwa die radikalen Websites und Social-Media-Anbieter, die immer noch als Plattformen für Rekrutierungen dienen, stärker angehen, aber auch Hassprediger, die versuchen, junge Menschen zu verführen, zur Verantwortung ziehen. Und natürlich müssen wir die illegale und ungesteuerte Zuwanderung, die auch Probleme verstärkt, stoppen.
ÖSTERREICH: Das heißt, Sicherheit bleibt Ihr Schwerpunkt im Wahlkampf?
Kurz: Sicherheit ist die Basis für alles andere. Nur, wenn wir in Sicherheit leben, können wir auch ein freies Leben führen, also bleibt das natürlich ein Schwerpunkt im Wahlkampf.
ÖSTERREICH: Sie haben einige Prominente auf Ihre Bundesliste genommen. Manche kritisieren das als reine Show …
Kurz: Wir haben aus meiner Sicht einen guten Mix aus bewährten Kräften und neuen Experten auf unserer Liste. Bei der Nationalratswahl wählen die Menschen ihre Volksvertreter. Und auch, wenn manche glauben, dass im Parlament nur Leute sitzen sollten, die bereits seit Jahrzehnten dort sitzen, halte ich neben erfahrenen Kräften eben auch Experten für wichtig. Was soll daran bitte falsch sein?
ÖSTERREICH: Die kurzzeitige Festnahme von Ex-SP-Berater Silberstein hat die SPÖ unter Druck gebracht. Schadenfroh?
Kurz: Nein, aber diese Vorwürfe gegen Silberstein wurden ja bereits seit Monaten immer wieder thematisiert. Es war nicht überraschend, was jetzt passierte. Aber ich sehe es als Chance, dass der Wahlkampf doch nicht so schmutzig wird wie vermutet. Silberstein gilt ja als Meister des Dirty Campaigning, und wir brauchen es nicht, dass solche Methoden à la USA nach Österreich getragen werden.
ÖSTERREICH: Sie haben bei den Pensionen eine Kehrtwende vorgenommen und sind nun für Erhöhungen von kleinen Pensionen. Wieso das?
Kurz: Pensionisten müssen im Schnitt mit rund 1.000 Euro im Monat auskommen. Es wäre absurd, ihnen was zu kürzen. Wir müssen gegen Ungerechtigkeiten im System ankämpfen, etwa, dass ein Pensionist auf 1.000 Euro kommt, eine Flüchtlingsfamilie aber 2.000 Euro erhält. Das ist ungerecht.
I. Daniel