Bis zu 1.721 Euro mehr im Jahr - wie die Reform finanziert wird.
Fünf Tage früher als erwartet – wie von ÖSTERREICH angekündigt – kann die Regierung heute ihre Steuerreform präsentieren. 4,9 Milliarden Euro fließen in eine Tarifentlastung. 100 Millionen Euro gibt es dazu noch für Familien.
In der Zielgeraden hatten die Chefs persönlich übernommen, um noch einmal Tempo zu machen. In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag trafen sich SPÖ-Kanzler Werner Faymann, VP-Vizekanzler Reinhold Mitterlehner und der schwarze Finanzminister Hans Jörg Schelling zu einer geheimen Sitzung im Kanzleramt. In der Nacht auf Freitag wurde in großer Runde dann um allerletzte Details gefeilscht.
Betrugsbekämpfung soll 1,9 Milliarden bringen
Das Paket soll am 1. Jänner 2016 in Kraft treten. 90 Prozent der Entlastung kommen kleineren und mittleren Einkommen bis 4.500 Euro brutto im Monat zugute. Im Schnitt bringt die Entlastung 900 Euro netto im Jahr.
- Auch beim Spitzensteuersatz gibt es Neuigkeiten: 50 Prozent werden künftig erst ab einem Jahreseinkommen von 90.000 Euro eingehoben (bislang ab 60.000 Euro). Der Spitzensteuersatz für Jahreseinkommen ab einer Million Euro steigt – wie von ÖSTERREICH angekündigt – auf 55 Prozent an. Betroffen sind 453 Angestellte.
- Zudem wird die Immobilienspekulationssteuer für Zweit- und Drittwohnsitze auf 30 Prozent angehoben. Und es kommt eine Art Erbschaftssteuer für Wohnungen und Häuser.
- Durch ein Anti-Betrugs-Paket sollen 1,9 Milliarden an Gegenfinanzierung reinkommen. Alleine 1 Milliarde erwartet sich die Regierung durch die Registrierkassenpflicht. Für kleinere Unternehmen soll es Ausnahmen geben. Auch Sozialbetrug soll bekämpft werden.
850 Millionen Euro sollen zusätzlich durch die angepeilte steigende Kaufkraft eingenommen werden. Eine Milliarde Euro will die Regierung bei der Verwaltung einsparen. Heute beraten die Parteigremien darüber.
Isabelle Daniel
Rund 400 Millionen Euro sollen durch vermögensbezogene Steuern kommen.
So werden Reiche zur Kasse gebeten
„Klassische“ Vermögenssteuern konnte die ÖVP zwar abwehren, aber in der Steuerreform sind einige Maßnahmen inkludiert, die Besserverdiener und Millionäre trotzdem treffen.
- Immobilienertragssteuer: Diese steigt für Zweit- und Drittwohnsitze von derzeit 25 auf 30 Prozent an.
- 55 Prozent Spitzensteuer: Ab einem Jahreseinkommen von einer Million Euro brutto muss man künftig 55 statt der bisherigen 50 Prozent Steuer zahlen.
- Grunderwerbssteuer: Der Steuersatz für „unentgeltliche Übertragungen“, also Schenkungen und Erbschaften, für Grundstücke ab 300.000 Euro wird von zwei auf 3,5 Prozent angehoben. Zudem wird er in Zukunft vom tatsächlichen „Verkehrswert“ und nicht mehr vom bisherigen (niedrigeren) Einheitswert berechnet.
- Kapitalertragssteuern: Diese werden bei Dividenden und Aktiengewinnen von 25 auf 27,5 Prozent angehoben.
- Steuerabschreibungen: Sie werden Unternehmer und Arbeitnehmer betreffen: Die Absetzbarkeit von betrieblichen Gebäuden wird eingeschränkt. Dienstautos, die privat verwendet werden, werden künftig höher besteuert.
- Sozialversicherung: Kraft einer „Sonderanpassung der Höchstbeitragsgrundlage“ werden Arbeitnehmer ab 4.650 Euro brutto im Monat künftig 100 Euro mehr zahlen.
- Mehrwertsteuer: Diese soll bei Antiquitäten, Konzert- und Opernkarten künftig von zehn auf 12,5 Prozent steigen.
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