Kurz warnt: ''Dritte Welle wird noch stärker als zweite Welle''

Bundeskanzler Kurz im Interview über Massentests, Silvester und Impfung.

ÖSTERREICH: Warum war es notwendig, die Corona-Regeln für Silvester zu verschärfen?

Sebastian Kurz: Der Lockdown war erfolgreich, wir konnten die Zahl der ­Corona-Neuinfektionen halbieren. Aber trotzdem befinden wir uns auf einem extrem hohen Niveau. Wenn wir jetzt nicht gegensteuern und Maßnahmen ergreifen, steuern wir auf eine absolute Katastrophe im Jänner zu.

ÖSTERREICH: Zu Silvester dürfen jetzt nur noch sechs Erwachsene aus zwei Haushalten miteinander feiern. Wie wird das kontrolliert?

Kurz: Natürlich gibt es für die Polizei nicht die Möglichkeit, in jeder Gasse und jedem Winkel zu kontrollieren. Aber ich bin überzeugt davon, dass die Masse der Österreicher sich an die Regeln hält. Bei il­legalen Partys wird jedenfalls gestraft, und da drohen hohe Strafen.

ÖSTERREICH: Vergangene Woche gab es Aufregung darüber, dass die Polizei auch zu Hause kontrollieren wird.

Kurz: Nein, das ist nicht der Fall. Ich war selber in Brüssel, aber anscheinend ist hier der Entwurf eines Abänderungsantrags versehentlich rausgegangen.

ÖSTERREICH: Die ÖVP soll die Grünen bei den Polizeikontrollen zurückgepfiffen haben …

Kurz: Das glaube ich nicht. Der Abänderungsantrag war noch nicht fertig.

ÖSTERREICH: Befürchten Sie, dass es nach den Feiertagen zu einem erneuten Anstieg der Neuinfektionen kommt?

Kurz: Selbstverständlich! Die Weihnachtszeit wird eine massive Herausforderung. Ich appelliere daher an alle, in der Weihnachtszeit so wenig Menschen wie möglich zu treffen. Und wenn es zu Treffen kommt, dann am besten bei einem Spaziergang an der frischen Luft. Jeder trägt zu Weihnachten eine große Verantwortung.

ÖSTERREICH: Droht uns im Jänner eine dritte Corona-Welle?

Kurz: Wir müssen uns für eine dritte Welle im Jänner und Februar wappnen. Einige Experten warnen jetzt schon, dass diese dritte Welle noch stärker wird als die zweite Welle. Daher verschärfen wir auch die Regeln über die Feiertage und weiten die Massentests im Jänner aus.

ÖSTERREICH: Sind Sie mit der Beteiligung an den Massentests zufrieden?

Kurz: Österreich ist auf dem Weg zum Testweltmeister. Aber ich appelliere an alle, jetzt noch bei den Tests mitzumachen.

ÖSTERREICH: Ab Jänner soll es eine zweite Runde der Massentests geben. Die Tests werden dann für gewisse Berufsgruppen verpflichtend?

Kurz: Ja, für gewisse Berufsgruppen, wie etwa Lehrer oder körpernahe Dienstleister, wird es verpflichtende Tests alle zwei Wochen geben. Das betrifft alle, die beruflich engen Kontakt mit anderen haben. Start für diese verpflichtenden Massentests ist am 8. bis 10. Jänner. Wenn bestimmte Regionen mit sehr hohen Inzidenzen in Quarantäne gehen, können sich die Bewohner dort von einem Lockdown freitesten.

ÖSTERREICH: Wie sieht es mit der Impfung aus? Ab wann startet sie bei uns?

Kurz: Wir werden in Österreich im Jänner zu impfen beginnen. Die Impfung ist der absolute Gamechanger. Aber es wird dauern, wir müssen noch viele Monate durchhalten. Ich bleibe aber dabei: Im Sommer werden wir zur Normalität zurückkehren können.

ÖSTERREICH: Wie werden Sie Weihnachten feiern?

Kurz: Ich werde im ganz kleinen Kreis und extrem vorsichtig feiern. Ich könnte mir nie verzeihen, wenn ich meine Eltern am Heiligen Abend anstecken würde.

Interview: N. Fellner