Bildungsgipfel
Landes-Chefs bald auch Lehrer-Chefs
02.03.2015Durchbruch in der Bildungsreform: Die Länder haben in der Schule künftig das Sagen.
Was die Landesfürsten seit sechs Jahren fordern, wird wohl heute Gewissheit. Wie ÖSTERREICH bereits berichtete, übernehmen die Bundesländer das heimische Bildungssystem. Bei einem Gipfel im Unterrichtsministerium werden heute die Weichen gestellt: Das bedeutet, dass auch die rund 47.000 Lehrer der höheren Schulen von den jeweiligen Bundesländern angestellt werden. Die Finanzierung bliebe demnach beim Bund.
SPÖ-Unterrichtsministerin Gabriele Heinisch-Hosek hatte sich zunächst – wie ihre Vorgängerin Claudia Schmied – gewehrt. Doch jetzt gibt die SPÖ nach: „Schulverwaltung neu bedeutet mehr Autonomie der Schulstandorte, Abbau der Bürokratie und der Doppelgleisigkeiten.“ Und auch Burgenlands Hans Niessl freut sich über die „größte Bildungsreform bisher.“
So soll’s funktionieren:
Ministerin nur noch für Lehrpläne & Controlling
- Bildungsdirektion: Eine wird pro Bundesland eingerichtet und ist für alle Schulen im jeweiligen Land zuständig. Niessl will auch die Kindergärten so verwalten.
- Direktoren aufgewertet: Schuldirektoren würden stark aufgewertet und sollen bei den Lehrern mehr mitreden dürfen.
- Aufsicht: Die Bildungsministerin ist für Lehrpläne und das Controlling zuständig.
Günther Schröder
Landeshauptmann für Lehrer-Reform Niessl: "Größte Reform bisher"
ÖSTERREICH: Sie wollten immer eine einheitliche Bildungsverwaltung durch die Länder. Ist es jetzt so weit?
Hans Niessl: Die Bildungsministerin hat erstmals signalisiert, dass sie sich das vorstellen kann. Das wäre ein Durchbruch für die größte Bildungsverwaltungsreform bisher.
ÖSTERREICH: Was wäre der Vorteil, wenn die Lehrer bei den Ländern sind?
Niessl: In den Bildungsdirektionen wäre alles vom Kindergarten über Volksschulen und Neue Mittelschulen hin zu den höheren Schulen in einer Hand konzentriert. Das derzeitige System ist eines des 20. Jahrhunderts. Wir brauchen eines des 21. Jahrhunderts – mit einer besseren Autonomie der Schulen.
ÖSTERREICH: Aber hätten wir dann nicht 9 Systeme – in jedem Land ein anderes?
Niessl: Das darf nicht passieren: Inhalte, Bildungsziele, Aufsicht und Controlling bleiben bei der Ministerin. Ich bin sogar für Sanktionen, sollten Schulen Bildungsziele verfehlen.
ÖSTERREICH: Wird das neue System billiger?
Niessl: Ja. Wir haben im Burgenland rund 20 % des Personals in den Landesschulräten eingespart.
ÖSTERREICH: Gibt es mit der Reform einen Schritt in Richtung Gesamtschule.
Niessl: Wir sehen uns die Evaluierung der Neuen Mittelschule an. Das ist keine ideologische Frage. Es geht darum, welche Schulform bessere Ergebnisse hat.
(gü)