"Putsch von innen"
Landesverteidigung steht vor dem Kollaps
26.08.2009
Die Milizverbände fürchten um das Bundesheer und hoffen jetzt auf den obersten Befehlshaber, Bundespräsident Heinz Fischer.
Mit einem dramatischen "Hilferuf" hat am Mittwoch die Miliz vor einem Kollaps des Bundesheers gewarnt und schwere Vorwürfe gegen Polit- und Militärführung erhoben. Michael Schaffer, Präsident der Bundesvereinigung der Milizverbände, sprach von einem schleichenden "Putsch von innen". Das in der Verfassung verankerte Milizsystem würde absichtlich ausgehungert und runtergefahren. Das Bundesheer könne für Einsätze längerer Dauer nur noch etwa 5.000 Soldaten aufbringen, sagte Schaffer, der angesichts dieser Entwicklung "schon längst" den obersten Befehlshaber, Bundespräsident Heinz Fischer, "am Zug" sieht.
Miliz versumpert
Der "absichtliche" Abbau der Miliz sei durch die
Abschaffung von Truppenübungen, die Verkürzung der Wehrdienstzeit, die
Auflösung von Milizverbänden und fehlende Rahmenbedingungen für die
Rekrutierung vorangetrieben worden. Vom 55.000 Mann starken Bundesheer sind
24.000 Berufsbedienstete. Für die vorgesehenen 30.000 Milizionäre würden nur
etwa 0,6 Prozent des Gesamtbudgets von rund zwei Mrd. Euro verwendet.
Behauptete Zahl gibt's nicht
Das am Papier 55.000 Mann starke
Militär könne nur noch 5.000 bis 7.000 ausgebildete Soldaten für einen
militärischen Einsatz aufbringen. Einsätze könnten auch nicht länger als
zwei bis drei Wochen aufrechterhalten werden. Die gerne behaupteten 10.000
Soldaten würden lediglich für Einsätze kurzer Dauer mit frisch Eingerückten,
mit Kanzleipersonal, Köchen und Kraftfahrern erreicht.
"Vor dem Kollaps"
Damit sei nicht nur die
Bundesheerreform gescheitert, sondern die gesamte Landesverteidigung
gefährdet. Diese stünde "vor dem Kollaps". Im Falle der Nichtbesinnung an
das Verfassungsgebot der milizartigen Heeresstruktur wäre auch die
allgemeine Wehrpflicht obsolet.
"Fischkopf stinkt zum Himmel"
Der politischen
Ressortführung warf Schaffer vor, seit Jahren nur persönliche und
parteipolitische Interessen zu verfolgen. Das Verteidigungsministerium sei
seit Robert Lichal (V - Minister von 1987 bis 1990) von keinem Fachminister
mehr geführt worden. Verantwortlich für die "Demontage" der Miliz sei auch
der Generalstab - "der Fischkopf stinkt zum Himmel", so Bauer. Die Soldaten
hätten "jegliches Vertrauen" in die Politik und in die Militärführung
verloren.