Wahlnachlese

ÖVP und SPÖ in Anti-Leitspital-Gemeinden böse abgestraft

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Der Protest gegen das geplante "Leitspital" hat das Ergebnis der steirischen Landtagswahl am Sonntag deutlicher geprägt als von Landeshauptmannpartei Christopher Drexler (ÖVP) eingeräumt. 

Das zeigen von APA, ORF und Foresight ausgewertete Wahldaten. Demnach wurden ÖVP und SPÖ in jenen Gemeinden besonders hart abgestraft, die schon bei der Volksbefragung 2019 deutlich gegen das Projekt gestimmt haben. Die anderen Gemeinden im Bezirk Liezen wählten dagegen im Landestrend.

Bei einer Volksbefragung im Jahr 2019 hatte sich im Bezirk Liezen eine Mehrheit von 67,3 Prozent gegen das neue Leitspital ausgesprochen. Was schon am damaligen Ergebnis auffällt: je länger der Weg zum geplanten neuen Spital in Stainach-Pürgg, desto höher die Ablehnung in den jeweiligen Gemeinden. Und genau in den Gemeinden, die schon 2019 deutlich gegen das Projekt waren, hat die FPÖ am Sonntag besonders stark punkten können: 45 Prozent haben dort die Freiheitlichen gewählt. Die SPÖ landete mit massiven Verlusten bei 20 Prozent, die ÖVP nur noch bei 18.

FPÖ in "Protest-Gemeinden" vorne

Besonders stark war die FPÖ am Sonntag in Rottenmann mit über 63 Prozent, in Schladming 51 Prozent und in Bad Aussee 34,5 Prozent. In allen drei Gemeinden stehen aktuell Krankenhäuser, die zugunsten des neuen Leitspitals umfunktioniert werden sollen. Auch in den Nachbargemeinden konnte die FPÖ abräumen - etwa in Trieben (53 Prozent) und Selzthal (42 Prozent). Besonders hoch verloren haben in jenen Gemeinden die beiden Regierungsparteien ÖVP und SPÖ, die ihre Spitzenplätze einbüßten.

In Summe haben in den "Protest-Gemeinden" des Jahres 2019 am Sonntag 45 Prozent der Stimmberechtigten die FPÖ gewählt. Anders das Bild in jenen Gemeinden des Bezirks Liezen, die vor fünf Jahren für das Leitspital gestimmt hatten. Zwar lag die FPÖ auch hier am ersten Platz. Allerdings kamen die Freiheitlichen "nur" auf 38,5 Prozent. Damit liegt das blaue Ergebnis in diesen Gemeinden im Landestrend. Denn auch in den anderen ländlichen Regionen konnte die FPÖ rund 39 Prozent der Stimmen ergattern.

In der Gemeinde Stainach-Pürgg - der Standort des Leitspitals - und in der Nachbargemeinde Wörschach hatte man sich bei der Befragung für das Projekt ausgesprochen. Die Landeshauptmann-Partei ÖVP blieb dort am Sonntag trotz des Verlusts der absoluten Mehrheit weiter auf Platz eins. Die FPÖ verzeichnete zwar auch hier ein deutliches Plus von 16 bzw. 18 Prozentpunkten. Allerdings liegt der Zuwachs deutlich unter den "Protest-Gemeinden".

Auch Wahlbeteiligung gestiegen

Gestiegen ist auch die Wahlbeteiligung in allen Liezener Gemeinden, auch besonders in jenen, wo die bestehenden Krankenhäuser verortet sind und ihren Nachbarn. So ist die Beteiligung in Bad Aussee etwa um 16 Prozentpunkte auf knapp 70 Prozent gestiegen. In Schladming sind es etwa 68 Prozent (plus 15) und in Rottenmann über 70 Prozent (plus 11 Prozentpunkte).

Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP) hatte einen Zusammenhang zwischen der geplanten Spitalsreform und seiner Wahlniederlage am Sonntag noch abgestritten. Es sei "nicht schlüssig", das umstrittene Projekt als Grund für die Wahlniederlage der Volkspartei heranzuziehen, so Drexler am Wahlabend. Der bisherige Regierungspartner SPÖ zeigte sich tags darauf aber offen für einen Kurswechsel. Das Projekt sei für ihn "nicht in Stein gemeißelt", sagte SPÖ-Chef Anton Lang am Montag.

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