In Tirol wird es am Sonntag ein Wahlbeben geben, ein ÖVP-Landeshauptmann ist keineswegs ausgemacht.
Innsbruck/Wien. Dass es für die ÖVP in Tirol am 25. September bergab geht, ist sicher. Denn dass der neue Parteichef Anton Mattle an jene 44 % herankommt, die Günther Platter 2018 einfuhr, gilt als ausgeschlossen. Die letzte Umfrage der Lazarsfeld Gesellschaft (erhoben eine Woche vor dem Wahlgang) sieht die ÖVP gar nur bei 27 %. Insider weisen zwar darauf hin, dass viele ihren Frust bei der Befragung ablassen – dann aber doch wieder die Nr. 1 wählen.
Zudem attestieren VP-interne Umfragen Mattle doch einen Sprung über die 30er-Marke (s. u.). Ein Absturz von rund 10 Punkte scheint aber sicher. Der Frust ist so groß, dass sich die ÖVP bei ihrer Abschlussveranstaltung in den kleinen Osttiroler Ort Nikolsdorf versteckt, außer dem Tiroler Norbert Totschnig ist auch kein Minister vor Ort. Mattles Schicksal hängt aber ohnehin davon ab, ob er ab Montag rasch eine Koalition zustande bringt – am besten mit nur einem Partner.
SPÖ hofft. Da Mattle eine Koalition mit der FPÖ ausgeschlossen hat, ist Ansprechpartner der „Schorsch“, also SPÖ-Chef Georg Dornauer, den Lazarsfeld bei 21 % sieht. Dornauer will mitregieren, allerdings nur in einer Zweierkoalition, was sich aber nicht ausgehen könnte.
FPÖ hofft auf ÖVP-Putsch. Und: Platz 2 macht ihm demnach die FPÖ streitig – sie käme demnach ebenfalls auf 21 %. Mit deren Chef Markus Abwerzger will zwar keine koalieren, fällt allerdings Mattle und übernimmt beispielsweise Wirtschaftskammer-Chef Christoph Walser, sieht die Sache anders aus.
Die Grünen haben in Tirol 10 Jahre mitregiert, jetzt stehen sie nur bei 8 % – das wäre ein satter Verlust für den neuen Parteichef Gebi Mair, der eher glücklos agiert und sich auf der Oppositionsbank wiederfinden dürfte.
Fritz machts kompliziert. Im Aufwind sind nicht nur die Neos (auf 6%), starken Zuwachs attestiert Lazarsfeld vor allem der „Liste Fritz“ voraus, also der vom seinerzeitigen ÖVP-Rebellen Fritz Dinkhauser gegründeten Partei. Kommt das so, wird es kompliziert und gefährlich für Mattle: Denn Fritz-Chefin Andrea Haselwanter-Schneider sucht eine Mehrheit ohne ÖVP. Und das wäre dann ein Mega-Beben.