ÖSTERREICH
Laut ÖVP kommt "Neue Mittelschule" nicht
25.10.2007
Die Schulreform steht vor dem Aus: Die ÖVP verschärft den Ton und erklärt die "Neue Mittelschule" von SPÖ-Ministerin Schmied für tot.
Am Sonntag sollen SPÖ-Unterrichtsministerin Claudia Schmied und ÖVP-Wissenschaftsminister Johannes Hahn den Karren in Sachen Schulversuche wieder flott machen. Doch die ÖVP ist unbeugsamer denn je. Generalsekretär Hannes Missethon erklärte die Neue Mittelschule Schmieds gegenüber ÖSTERREICH für tot: "Ich gehe davon aus, dass die Neue Mittelschule nicht kommt."
Die ÖVP sei für Schulversuche, doch würden nur jene Projekte in die Realität umgesetzt, die die Länder durchführen wollen. So ist in Niederösterreich eine probeweise Verlängerung der Volksschule um zwei Jahre geplant.
Sozialismus
Schmied habe versucht, sich über Eltern, Lehrer und
Schüler hinwegzusetzen, wetterte der ÖVP-General weiter. Das sei
gescheitert: "Schmied muss nachgeben." Die Unterrichtsministerin will die
betroffenen Eltern über die NMS befragen, die ÖVP aber die jeweiligen
Schulgremien mit Zweidrittelmehrheit abstimmen lassen – in Gymnasien
angesichts der ÖVP-Übermacht bei den Lehrern eine unüberwindbare Hürde.
Attacke gegen Schilcher
Missethon startet noch eine weitere
Attacke gegen Schmied: "Die Ministerin soll sich um die steigende Gewalt in
der Schule kümmern. Da ist sie säumig." Auch Experten wie der frühere
steirische ÖVP-Landesschulrat Bernd Schilcher, der für Schmied mit einer
Kommission die Grundlagen für die NMS ausarbeitet, "sollen einmal selbst in
Schulen gehen. Die wissen nicht mehr, was sich im Alltag dort abspielt".
Tatsächlich scheint die ÖVP geschlossener denn je: Schulversuchsbefürworter Wirtschaftskammer-Chef Christoph Leitl bleibt zwar dabei, Neues testen zu wollen. Er verweist aber vor allem auf Oberösterreich und Niederösterreich – und weniger auf die Pläne Schmieds.
Kanzlerfrühstück
Sollten Schmied und Hahn am Sonntag
scheitern, müssen Bundeskanzler Alfred Gusenbauer und Vizekanzler Wilhelm
Molterer bis Mittwoch eine Einigung suchen. Die Grünen haben Gusenbauer
schon am Donnerstag empfohlen, die Schulfrage zur Koalitionsfrage zu
erklären.