SPÖ, ÖVP, Grüne und NEOS haben jedoch unterschiedliche Rezepte.
Vielstimmig ist am Dienstag der Ruf nach gleichen Einkommen und Chancen für Frauen in Job und Politik erklungen - mit allerdings teils unterschiedlichen Lösungsansätzen. Von den Grünen kam eine Stimme für ein eigenes Frauenministerium. Am Mittwoch ist nämlich nicht nur Frauentag, sondern entscheidet die SPÖ auch über die Nachfolge Sabine Oberhausers, die für Gesundheit und Frauen zuständig war.
"Fragwürdiger Spitzenplatz"
Mit einer Lohnschere von fast 23 Prozent (Brutto-Stundenverdienste) nimmt Österreich einen "fragwürdigen Spitzenplatz" in Europa ein. Deshalb gelte es, die Anstrengungen für mehr Gehaltsgerechtigkeit zu verstärken, konstatierte SPÖ-Klubobmann Andreas Schieder. Bisher "geht das zu langsam", nächste Schritte müssten sein, den vereinbarten Mindestlohn umzusetzen, Kinderbetreuung und Ganztagsschulen auszubauen, wirksame Regeln für Gehaltstransparenz sowie eine Frauenquote für Spitzenpositionen in der Privatwirtschaft vorzugeben. Im "Plan A" hat sich Kanzler Christian Kern (SPÖ) bereits dafür eingesetzt - dieser sollte also rasch Realität werden, meinten SPÖ-Bundesfrauenvorsitzende Gabriele Heinisch-Hosek und Bundesgeschäftsführer Georg Niedermühlbichler.
Frauenquoten
Die schon ins Arbeitsprogramm der Regierung aufgenommenen verpflichtenden Frauenquoten in der Privatwirtschaft müssten rasch umgesetzt werden, drängte SPÖ-Frauensprecherin Gisela Wurm. Sie fordert auch eine Frauenquote für den Nationalrat. Dies unterstützt Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ): "Die Diskussion über die Quote ist zu führen" auch für politische Funktionen, zeigte sie sich offen. Im Nationalrat macht der weibliche Anteil bisher nur 30 Prozent aus.
Einkommensgerechtigkeit
Für die Gewerkschafterinnen steht die Einkommensgerechtigkeit im Vordergrund: Die ÖGB-Frauen fordern einen vertraglichen Mindestlohn von zunächst 1.500 und letztlich 1.700 Euro, um die Löhne in weiblich dominierten Branchen zu verbessern. Außerdem müssten innerbetrieblich alle Gehälter offen gelegt werden: "Denn Frauen sollen wissen, wie viel ihre männlichen Kollegen verdienen", so ÖGB-Frauenvorsitzende Renate Anderl.
"Wirkliche Wahlfreiheit für Frauen" ist das Motto der ÖVP. In diesem Sinn plädierten deren EU-Mandatarinnen Elisabeth Köstinger und Claudia Schmidt, die Einkommensschere zu schließen, das Pensionsalter der Frauen rascher an das der Männer anzugleichen, für Teilzeitmodelle zum Wiedereinstieg in die Vollzeit, für Anreize für den Aufstieg von qualifizierten Frauen und für ausreichend Kinderbetreuungseinrichtungen.
Pensionsalter
Die Anhebung des Pensionsalters der Frauen will auch NEOS-Frauensprecherin Claudia Gamon - als eine der "nachhaltigen Maßnahmen für ein gleichberechtigtes Miteinander", die die Regierung endlich flott umsetzen müsste. Die anderen sind: Ein Rechtsanspruch auf einen Kinderbetreuungsplatz ab dem ersten Geburtstag des Kindes sowie die Streichung steuerlicher Anreize für Teilzeitarbeit.
Debatte über Frauenrechte
Neben allen Maßnahmen für Gerechtigkeit gilt es für die Grüne Abg. Berivan Aslan ganz grundsätzlich, die Debatte über Frauenrechte wieder zu forcieren. Deshalb verlangt sie ein eigenständiges Frauenministerium mit signifikant mehr finanziellen Mitteln. Und sie ist angetan davon, "die lange Tradition des Frauenstreiks wiederzubeleben" - also dass Frauen zuhause und im Job am 8. März ihre Arbeit niederlegen oder zumindest schwarz bekleidet zur Arbeit kommen.
Die Frauen müssten zusammenhalten und "gemeinsam ihre Rechte, einen gerechten Lohn und den Beitrag der Männer bei der Erfüllung familiärer Verpflichtungen immer wieder einfordern", stellte Rechnungshofpräsidentin Margit Kraker - als erste Frau an der Spitze des Kontrollorganes - fest. Der Rechnungshof erreicht mit 47,2 Prozent Frauenanteil fast die 50-Prozent-Quote. Das ist laut Kraker auch deshalb zu begrüßen, weil "Frauen die Kultur im Unternehmen verändern, indem ihnen das Ego meist weniger wichtig ist".